Interview
Markus Schönfelder von Waterwalker KanuErlebnisCenter im Interview: Im Kanu gemeinsam Herausforderungen bewältigen
Ähnlich der soliden Struktur und dem starken Fundament eines Baumes hat Markus Schönfelder das Unternehmen, Waterwalker, mit bedachter Planung und einer tiefen Verbindung zur Natur aufgebaut. Denn die Wurzeln von Waterwalker beginnen bereits mit einer Begeisterung für das Kanufahren in frühen Jugendtagen.
Genauso wie ein Baum von innen heraus wächst, findet sich in diesem unternehmerischen Weg eine solide Basis. In den frühen Erfahrungen als Kanutrainer und seiner Liebe zum Wassersport. Die ersten Triebe dieses Baumes entsprechen den Anfängen von Waterwalker, als Markus Schönfelder die ersten Kanutouren auf dem Main und der Saale organisierte. Doch das Unternehmen hat nicht nur Wurzeln geschlagen; es ist stetig in die Höhe gewachsen und ist heute aus dem Tourismus in der Mainschleife nicht mehr wegzudenken.
Denn mit einem einzigartigen Angebot bietet Waterwalker, Gruppen die Gelegenheit, sich auf dem Wasser zu vereinen und gemeinsam Herausforderungen zu bewältigen. Teams werden in einer natürlichen Umgebung gestärkt und der Teamgeist gefördert. Die Organisation zahlreicher Firmen- und Gruppenausflüge hat Waterwalker zu einem Ort gemacht, an dem Teams auf einzigartige Weise zusammenwachsen können.
Waterwalker-Gründer Markus Schönfelder im Interview
Herzlich willkommen bei Unternehmer Deutschlands, Markus Schönfelder. Kannst du uns zu Anfang erzählen, wie du zur Kanuvermietung auf der Mainschleife gekommen bist?
Ja, sehr gerne. Seit meinem sechsten Lebensjahr hege ich eine tiefe Leidenschaft für das Kanufahren, die sich mit meiner ersten geführten Kanutour im Alter von 14 Jahren konkretisierte. Doch schon mein Vater hatte ein kleines Kanugewerbe, das meine Begeisterung gewann. Er verkaufte Kanus mit einer Art kleinem Bauladen. Mit 16 übernahm ich erste Traineraufgaben. Darunter auch eine spezielle Rolle im Behindertensport. Mit einem Sonderpädagogen brachte ich 5 Jahre lang Rollstuhlfahrern erfolgreich das Kajakfahren bei. Die Übernahme von Traineraufgaben in einem Verein und die Ressortleitung für Sicherheit des Deutschen Kanuverbands ebneten mir den Weg in den Aufbau meines Unternehmen und bescherten mir viele zusätzliche Erfahrungen. Mit der Gewerbeanmeldung zu meinem 18. Lebensjahr habe ich das Kerngeschäft des Kanuverkaufs offiziell übernommen. Damals war alles noch kein großes Business, daher habe ich das Ganze nur nebenher gemacht.
Da ich nicht sicher war, wie sich das Kanufahren und mein beruflicher Werdegang weiterentwickeln würden, war es mir wichtig, einen soliden Beruf zu lernen. Meine Begeisterung fand ich in der Physiotherapie, aus der eine eigene Praxis gemeinsam mit meiner Frau Marianne entstand.
Von Herausforderungen und Glück
Interessant. Du hast dir also mehrere Standbeine aufgebaut. Gab es dabei auch Herausforderungen?
Klar, es gab sowohl Herausforderungen als auch glückliche Fügungen. Während meines unternehmerischen Wegs sah ich mich 1995 einer bedeutenden Veränderung gegenüber, als die Gesundheitsreform am 1. Oktober in Kraft trat und die Krankenkassenverordnung für physiotherapeutische Behandlungen sehr stark reduziert wurden, was zu enormen Veränderungen in meiner Physiotherapiepraxis führte. Doch durch meine Wassersportleidenschaft und das kleine Gewerbe, eröffnete sich zwischenzeitlich eine interessante Möglichkeit durch ein Angebot aus Kanada: der Import und Verkauf von in Kanada gefertigten Kanus.
Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen. Und so begann ich 1995 mit der Gründung von Waterwalker, das erste Mal Kanutouren auf dem Main und der Saale anzubieten. Schon damals war es beeindruckend zu sehen, wie die Gruppen in ihren Kanus eine unvergessliche Zeit auf dem Wasser verbrachten und wie stark sie dieses Erlebnis zusammen schweißte. Mit einem bekannten Juristen, der von Konzept und Namen begeistert war, lies ich mir den Namen Waterwalker direkt schützen.
Dadurch fokussierte ich mich nicht mehr nur auf den Verkauf von Kanus, sondern bot dazu die Vermietung an. Das stetig wachsende Interesse an diesem Wassersport weckte in mir den Wunsch nach mehr. Ich machte den Personenbeförderungsschein, um das Angebot zu erweitern. Denn bei den Kanutouren gab und gibt es andere Ausstiegs- als Einsteigsstellen. Mir war es wichtig, dass die Gäste auch am Ende ihrer Tour wieder zu ihren Autos kamen, die nunmal in der Nähe des Einstiegs standen. Das war ein besonderer Service, der mein kleines Unternehmen stärkte.
Trotz des Erfolgs blieb die Herausforderung, Zeit und Stunden auf der Straße zu verbringen. Denn immerhin boten wir die Touren so an, dass wir mit unseren Kanus zum gewählten Startpunkt kamen.
Der Wendepunkt kam durch Zufall 2008 als ein Unternehmen bei uns eine Kanutour machen wollte: in der Gruppe war ein Landschaftsarchitekt, der eine Ausschreibung für die Begleitung eines Wasserwanderwegs am Main gewonnen hatte. Doch er hatte ein Problem: Wo und wie werden die Personen sicher ins Wasser gelassen, ohne das Ufer zu beschädigen?
Nach vielen Denkansätzen entwickelten wir gemeinsam mit ihm einen Holzprototyp mit klappbaren Schenkeln und Treppe, um Menschen den Zugang zum Wasser zu erleichtern, ohne Ufer oder Boot zu beschädigen. Die Vorstellung bei der Bürgermeisterin der Mainschleife folgte direkt im Nachgang. Durch diesen Kontakt erhielt ich das Angebot, in Volkach 200 Quadratmeter Fläche am Wasser für mein Unternehmen zu nutzen. Mit der Genehmigung des Landratsamts, der Regierung von Unterfranken und dem Wasserschifffahrtsamt eröffneten wir eine mobile Vermiet-Station mit Anhängern und rund 20 Booten. Das war auch der Startschuss für die ersten Kanuvermietungen, welche sehr gut angenommen wurde.
Der Baum “Unternehmen” wuchs weiter, als ich nach einem Jahr ein Event organisierte, bei dem über 100 Kajaks, SUPs und Kanus ausprobiert und auch direkt gekauft werden konnten. Diese Testveranstaltung auf einer Wiese mit Musik, Grillen und Bier durchführen zu können, benötigte ich eine Genehmigung der Stadt. Der Wunsch nach einem größeren Einzelhandelsstandort in Volkach mit einem Kiosk und Toiletten war in mir. Und wie der Zufall es wollte, kam das Event auf der Wiese so gut an, dass mir der Stadtrat ein größeres Grundstück anbot. In kurzen Gesprächen wurde uns daraufhin ein Pachtvertrag für 5000 Quadratmeter Fläche am Wasser vorgestellt.
Das perfekte Angebot, aber der Ausbau unseres Angebots und der Flotte erforderte 2009/2010 ein Bankgespräch, in dem ich das Ziel äußerte, den Jahresumsatz zu verdoppeln. Wir bekamen die Finanzierung, aber der Berater blieb ungläubig, was unsere Wachstumsvorstellungen anging. Es wurde zu meinem festen Ziel, mit dem neuen und größeren Geschäftsaufbau das Gegenteil zu beweisen.
Klasse, doch wie schafft ihr es euch bei so vielen Anfragen, wie ihr sie heute habt, zu koordinieren?
Oh, wir haben mit einem befreundeten Programmierer ein Buchungstool entwickelt: Bootpilot. Seit nunmehr 12 Jahren nutzen wir das Buchungstool, das es Kunden ermöglicht, ihre Kanutouren bis zum Vorabend für den nächsten Tag zu buchen. Inzwischen ist sogar ein weiterer Digitalisierungsbaustein hinzugekommen, der es uns ermöglicht, den gesamten Tagesablauf effizienter zu gestalten – angefangen beim Check-in über die Materiallogistik bis zur reibungslosen Rückholung der Kunden.
Durch das Programm erfolgt die komplette Vorbereitung beim Kunden automatisch. Sie können nicht nur die Buchung mit der gewünschten Strecke, den entsprechenden Teilnehmern, der geplanten Uhrzeit bis hin zu Zahlung abwickeln, sondern sie erhalten so auch im Nachgang eine digitale Buchungsbestätigung sowie einen Einweisungslink und eine detaillierte Checkliste zum richtigen Paddeln.
Der systematisierte Prozess vor Ort, angefangen vom Einchecken über das erfolgreiche auf’s Wasser lassen bis hin zur Abholung der Gäste am Zielpunkt, wird dann von unseren geschulten Mitarbeitern übernommen. Mit dem Schritt in die digitale Richtung haben wir einen viel effizienteren Ablauf und bieten unseren Gästen vom ersten Klick an ein sicheres und unvergessliches Erlebnis.
Wow, das klingt wirklich nach einer vielversprechenden Reise, wo steht ihr jetzt nach fast 30 Jahren?
Nach nicht einmal 10 Jahren in Volkach konnten wir unseren Umsatz mehr als verdreifachen. Meine Kinder sind mit eingestiegen und heute ein wichtiger Eckpfeiler des Unternehmens. Während der Zeit von Corona ging ich wieder mehr meiner Arbeit als Physiotherapeut nach, wodurch meine Kinder bei Waterwalker aufblühen konnten. Wir haben nun in Summe ca. 20 Mitarbeiter, darunter meine zwei Kinder, zwei Festangestellte und viele Werkstudierende und Hilfskräfte auf Minijob-Basis.
Sarah, meine Tochter, spielt eine entscheidende Rolle bei der Organisation von Firmen- und Gruppenausflügen. Sie stellt mit einer Engelsgeduld sicher, dass sich die Teilnehmer gut aufgehoben fühlen und alles reibungslos abläuft. Christoph, mein Sohn, kümmert sich um die Koordination mit Bootpilot und sorgt dafür, dass unser Auftritt nach außen stimmt. Die Stärke beider Generationen im Unternehmen wird durch regelmäßige Kommunikation und vielfältige Ideen koordiniert.
Ich selbst bin noch für die öffentlichkeitswirksame Arbeit zuständig. Dabei setze ich manchmal auch kreative Ideen um. Zum Beispiel das Engagement in Umweltschutzprojekten oder in der Zusammenarbeit mit der Presse. Eine Bürgerinitiative “Over-Tourism auf der Mainschleife” ging in der Pandemie-Zeit viral. Hier hatte ich das Vergnügen, mit Journalisten und Juristen ins Gespräch zu gehen.
Zudem arbeitete ich während dieser Zeit an der Anpassung der Hygienekonzepte in unseren Omnibussen, damit die Gäste trotzdem weiterhin unseren Abholservice sicher in Anspruch nehmen konnten.
Im Tagesgeschäft spielen unsere zwei Hauptangestellten sowie Busfahrer eine zentrale Rolle. Die gesamte Flotte, bestehend aus Royalex-Kajaks, wurde 2023 saniert. Dieses Material ist leicht, formstabil und zudem reparabel. Im Kajakbereich pflegen wir langjährige und freundschaftliche Verhältnisse zu unserem Anbieter Prijon wie zu Beginn meiner unternehmerischen Reise.
Das Angebot von Waterwalker
Das ist wirklich eine faszinierende Reise. Kannst du uns bitte nochmal aufzeigen, was bei Waterwalker nun mit euch umsetzbar ist?
Aber gern, zum einen die Kanutouren für Privatleute. Familie und Freunde, die das Wasser und die Natur lieben. Zum anderen legen wir einen starken Fokus auf Unternehmen. Denn wer hätte es gedacht, die Kanutour ist die ideale Grundlage für ein gutes Teambuilding. Raus aus dem Büro, bei einer gemeinsamen Aktivität einfach an der frischen Luft und auf dem Wasser. So kommen sich die Teams näher und lernen sich besser kennen. Denn das Teamerlebnis besteht im gemeinsamen Paddeln, um so ein Ziel zusammen zu erreichen. Das schafft kein Theoriekurs der Welt.
Sicherheit als oberster Stellenwert
Wow, bleibt noch eine Frage zum Abschluss für unsere interessierten Leser: Wie gewährleistet ihr dann die Sicherheit für die Fahrgäste?
Zunächst stellen wir sicher, dass alle eine Einweisung hatten. Unsere Boote sind darüber hinaus immer perfekt gewartet und auch unsere Schwimmwesten entsprechen den höchsten Sicherheitsanforderungen. Wir überprüfen sie auf Schadstellen und wechseln auch intakte Westen nach dem Ablauf der empfohlenen Nutzungsdauer aus.
Denn die Schwimmweste ist wichtig, besonders für Nichtschwimmer. Zwar ist der Main kein reißendes Gewässer, besonders nicht in der Mainschleife, aber die Sicherheit unserer Gäste hat immer Vorrang.
Zudem achten wir auf erfahrenes und geschultes Personal, das bei uns alle Einweisungen und Sicherheitshinweise übernimmt. Dafür gehe ich mit der ganzen Mannschaft einmal im Jahr zum Wildwasser fahren. Eine Art des Sicherheitstrainings, um ihre Fähigkeiten im Boot aufrechtzuerhalten. Außerdem haben wir dort alle sehr viel Spaß, wenn wir uns durch die Stromschnellen bewegen.
Wir sind eine große Familie, sowohl unsere Mitarbeiter als auch unsere Gäste gehören dazu. Und dafür bieten wir ihnen Flexibilität, Vertrauen und hochwertige Kanutouren in einem der schönsten Erholungs- und Paddelgebiete Deutschlands.