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Interview

Sören Flögel von Level F: “Wir gehen den Fachkräftemangel auf der Schiene an!“

Die Zukunft beginnt jetzt und das besonders in Bezug auf die nachhaltige Mobilität. Denn alle Generationen sind an einem Verkehrsnetz interessiert, das flexibel die Bedürfnisse von Bahnreisenden beachtet und gut funktioniert. Darum ist ein gut vernetztes Transportsystem für Menschen und Güter auf Straße, auf Schienen, in der Luft und zu Wasser ein wichtiger Punkt in Sachen Bewegung. Ein Netzwerk von Transitmöglichkeiten, das viele Menschen sicher nach A und B bringt, ist einen Blick wert. Im Fokus – die bundesweiten Eisenbahnverkehrsunternehmen. Hier ist auf vielen Ebenen Nachholbedarf.

Auf der einen Seite wünschen sich viele Bahnreisende einen besseren und sicheren Service. Andersherum sind die Arbeitsbedingungen im und um die Eisenbahn oft zu starr. Es gehört schon eine gute Portion Leidenschaft dazu, ständig auf der Schiene zu sein und in verschiedenen Schichten zu arbeiten. Dennoch ist eine Work-Life-Balance möglich, wenn man die richtigen Unternehmen als Arbeitssuchender in diesem Bereich kennt.

Sören Flögel hat sich genau auf diesen Bereich spezialisiert. Insbesondere für die Eisenbahnverkehrsunternehmen sucht er in Direktvermittlung Lokführer und weiteres Personal rund ums Bahnfahren. Unternehmer Deutschlands hat sich mit ihm auf eine Reise in die Welt der Eisenbahn begeben und Interessantes über die Berufe hinter dem Schienenverkehr erfahren.

Level F – Gründer Sören Flögel im Interview

Herzlich Willkommen bei Unternehmer Deutschlands, Sören Flögel.  Lokführer ist – spätestens seit Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer – ein Traumberuf für viele Kinder. Im wahren Leben ist er für Abenteurer, die Beruf und Reisen miteinander verbinden wollen, ein interessantes Berufsfeld. Wie bist du denn in die Branche gekommen und warum setzt dich heute dafür ein, dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen am Ball bleiben können?

Ich habe zunächst in einem großen Medienhaus im Vertrieb und Marketing gearbeitet. Dann kam ein Kunde auf mich zu, der den Quereinstieg für Lokführer angeboten hat. Er wollte eine Werbekampagne durchführen und ich sollte diese Aufgabe übernehmen. Da fiel mir erst einmal auf, wie interessant das Themenfeld war – so intensiv hatte ich noch nie Kontakt zur Bahn.

Mein Kunde meinte immer: “„Eigentlich brauche ich jemanden wie dich, der sich in die Menschen einfinden kann und das Hintergrundwissen für Vertrieb und Marketing hat.“

Das war dann der ausschlaggebende Punkt für mich zu wechseln. Während des Unternehmensausbaus in allen Gebieten Deutschlands, fiel mir immer wieder auf, dass in vielen Eisenbahnunternehmen Handlungsbedarf bestand. Auf der einen Seite brauchen die EVUs Unterstützung beim Aufsetzen eines eigenen Recruitingprozesses und bei der Stärkung der Arbeitgebermarke. Auf der anderen Seite sah ich immer wieder, dass sie zwar eigene Mitarbeiter hatten, aber insbesondere die Fachkräfte über Zeitarbeitsfirmen liefen. Also beschäftigten sie faktisch kaum eigenes Personal mehr und sie rutschen immer tiefer in eine Abhängigkeit der Arbeitnehmerüberlassungen. Und genau diese Situation wollte ich ändern. Also gründete ich auf Basis meiner Erfahrungen und Beobachtungen die Level F Personal GmbH.

Mit meiner Dienstleistung bin ich zunächst im direkten Kontakt mit den Eisenbahnverkehrsunternehmen. Und genau durch diese Nähe kann ich sie nicht nur umfassend in Bezug auf das Employer Branding beraten, sondern sie auch auf dem Weg zu einem ganzheitlichen Recruiting unterstützen.

Das klingt wirklich interessant, könnt ihr in diesem Zuge auch den Jobsuchenden helfen?

Ja, für die Jobsuchenden bieten wir eine Direktvermittlung als Lokführer, Triebfahrzeugführer, Lokrangierführer, Personalplaner, Disponenten und vieles mehr an. Im Grunde jeden Job, der in den EVUs gebraucht wird. Wir begleiten und beraten durch den Bewerbungsprozess. Unter anderem können wir den Fachkräften auch helfen, eine Anstellung zu finden, bei der ihre Bedürfnisse und Wünsche mehr Berücksichtigung finden.

Darüber hinaus vermitteln wir Weiterbildungen zu verschiedenen Berufen im Schienenverkehr durch das Arbeitsamt oder eine Akademie für die dreijährige Ausbildung zum Eisenbahner im Betriebsdienst. Für all diejenigen, die sich beruflich weiterentwickeln oder umorientieren möchten.

Allerdings vermitteln wir Jobsuchende immer direkt und leihen das Personal nicht nur aus. Dafür ist es uns wichtig, dass wir vorab alles von den Unternehmen über die Arbeitskonditionen der zukünftigen Mitarbeiter und deren Vergütung wissen. Da neben dem Gehalt noch einige andere wichtige Punkte auf der Agenda stehen. Wie zum Beispiel die Anreise zum Ort des Schichtbeginns oder auch Heimreise nach Arbeitsende. Hier gibt es unterschiedliche Regelungen.

Zählt das dann nicht zur Arbeitszeit?

Naja, im Grunde schon. Aber diese sogenannten Gastfahrten werden in jedem Unternehmen anders bezahlt, weil theoretisch kann der Mitarbeiter während der An- und Abreise auch private Dinge erledigen oder einfach ein Buch lesen.

Daher ist es für uns auf jeden Fall wichtig, dass die Fachkräfte für diese Zeit unbedingt faire Vergünstigungen oder Zulagen erhalten. Denn umsonst muss niemand zwei Stunden zum Arbeitsbeginn reisen und dann noch acht oder zehn Stunden Schicht anhängen. Dieser Einsatz braucht einfach Wertschätzung.

Geht ihr nach einer erfolgreichen Vermittlung auch ins Feedback mit den Kunden und Kandidatinnen?

Ja, immer. Wir spüren einfach nochmal nach, da uns auch Transparenz und Authentizität wichtig sind. Genau dafür stehen wir als Ansprechpartner weiter zur Verfügung. Außerdem möchten wir nicht nur wissen, wie zufrieden das Unternehmen ist, sondern wie es dem Kandidaten geht. Es freut uns immer zu hören, wenn sie sich gut eingelebt und Spaß an ihrem Job haben.

Wie steht es bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen denn im Allgemeinen um den Fachkräftemangel? Ist er dort so ausgeprägt?

Wenn ich bedenke, dass bei 550 Unternehmen in ganz Deutschland allein schätzungsweise 10.000 Stellen bei den Lokführern unbesetzt sind, dann ist das schon ein ziemlich hoher Anteil. Gefragt sind im Prinzip fast alle Stellen im Bereich: Triebfahrzeugführer für Personen und Güter, Gleisbauer, Baggerfahrer, Wagenmeister, Kaufleute, Disponenten, Personalplaner, Service-Techniker und ITler und alle Berufe rund um und in Zugwaggons. Aber genau dieses Problem gehen wir ja aktiv von zwei Seiten an.

Zum einen bauen wir für die EVUs ein gutes Employer Branding auf.

Durch die richtige Darstellung als Arbeitgeber fällt es leichter, Fachkräfte aufmerksam zu machen. Außerdem ist es auch wichtig, sich als starke Arbeitgebermarke in den sozialen Medien zu positionieren. Denn viele Jobsuchende in dem Bereich oder auch Kräfte, die wechseln möchten, finden kleinere Unternehmen sonst nicht in der Flut der großen Konzerne. Zudem ist die junge Generation auf den sozialen Plattformen leichter zu erreichen.

Auf der anderen Seite unterstützen wir aktiv beim Recruiting, bauen einen Prozess auf und erreichen damit die aktiv Suchenden – und noch viel interessanter – auch die passiv Suchenden, vermitteln und haben inzwischen schon einen ordentlichen Kandidatenpool aufgebaut, dass wir bei schnellem Bedarf direkt unterstützen können. Darüber hinaus übernehmen wir die Erstansprache mit dem potenziellen Kandidaten und die Einholung der Unterlagen und minimieren damit den Arbeitsaufwand der HR-Abteilungen der EVU´s erheblich. Allerdings müssen hier immer die Ansprüche von Arbeitgeber und -nehmer zusammenpassen. Wir wollen ja ein langfristiges und gutes Beschäftigungsverhältnis erreichen.

Was denkst du dabei? Mit welchen Maßnahmen können die Eisenbahnverkehrsunternehmen denn darüber hinaus aktiv auf Fachkräfte zugehen?

Die heutige Arbeitnehmergeneration setzt auf Work-Life-Balance, gutes Gehalt, Zusatzleistungen und vor allem Wertschätzung. Zum Beispiel durch die gute Planung von Schichten und eine funktionierende Disposition können die Unternehmen gut auf ihre Fachkräfte zugehen.

Auch wenn der Beruf den Fachkräften viel abverlangt, erhalten sie dadurch eine gewisse Planungssicherheit, die sich wiederum mit dem Privatleben gut abstimmen lässt. Das macht den Beruf gleichzeitig attraktiver und fördert eine langfristige Bindung.

Trotzdem verlangt ein Beruf im Bahnverkehr einiges ab. Wie weit geht das Engagement der Fachkräfte denn?

Bei vielen ist die Bahn eine Berufung, ein absoluter Wunschtraum und wenn die Konditionen passen, dann machen sie sehr viel dafür. Da habe ich ein schönes Beispiel miterleben dürfen.

Ein Kandidat war so begeistert von dem Beruf des Lokführers, dass er trotz Sprachbarrieren – er war Übersiedler aus Syrien – und fehlendem Schulabschluss seinen Traum, eine Lokomotive zu führen, erfüllt hat. Dafür ist er vorab einen wirklich steinigen Weg gegangen. Neben der Weiterbildung im Bahnwesen musste er den Hauptschulabschluss nachholen und belegte zusätzliche Sprachkurse, um am Ende das Zertifikat in der Hand zu halten und seinem Job arbeiten zu dürfen.

Jeder freute sich für ihn, als er es geschafft hatte. Die Belohnung war ein guter Job in seinem Traumberuf, zu guten Konditionen. Und das ist auch ein bisschen das, was die EVUs ausmacht. Der Job ist nicht leicht, aber der Zusammenhalt, der entstehen kann, ist unbezahlbar.

“Jeder soll eine langfristige Perspektive haben, sich weiterentwickeln dürfen, glücklich werden und mit einem guten Gewissen auf morgen blicken können.”

Du hast bereits für die EVUs viel geschaffen und erleben dürfen. Wo geht die Reise mit Level F denn jetzt hin?

Jetzt starte ich in die nächste Runde und möchte mein Unternehmen sukzessive erweitern und dafür eben auch Personal rekrutieren. Außerdem geht es noch stärker in Richtung Employer Branding für die Unternehmen. Denn genau dieser erste Schritt ist der richtige Weg, um gegen den Fachkräftemangel bestehen zu können. Dafür suchen wir Grafiker, Social Media Experten, Kundenbetreuer und ITler.

 

Zudem soll die Arbeit von Level F später nicht mehr nur die Schiene bereichern, sondern auch weitere Transportwege. Denn gerade in der Logistik und den Speditionen sieht die Lage nicht viel anders aus als in den EVUs. Daher wird es uns ein großes Bedürfnis sein, auch hier die erforderliche Unterstützung für die Firmen bieten zu können.

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