Interview
changing frames bringt Wandel auf den Punkt – durch kluges Reframing statt traditioneller Konzepte

Jedes Unternehmen kennt sie: die großen Veränderungsprojekte, die mit PowerPoint-Präsentationen und Kick-off-Veranstaltungen starten und doch vielfach dort enden, wo sie einst mit Euphorie begonnen haben. Nämlich auf der Oberfläche. Der Fehler? Transformation wird zu oft als einmaliges Projekt betrachtet und nicht als dauerhafter Teil der Firmenkultur.
changing frames tritt genau an dieser Stelle auf den Plan – mit einem Ansatz, der weder klassische Beratung noch bloßes Coaching ist, sondern ein echtes Umdenken fordert. Hinter dem Namen stehen zwei Persönlichkeiten, die auf den ersten Blick unterschiedlich wirken – analytisch und empathisch, strukturiert und intuitiv –, sich aber gerade dadurch perfekt ergänzen und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Sie helfen Organisationen, überkommene Strukturen und Denkmuster aufzubrechen, öffnen den Blick für neue Perspektiven – und schaffen so Voraussetzungen für gelungene Veränderungsprojekte.
Wer heute erfolgreich führen will, braucht mehr als Tools und Taktiken. Es geht darum, das Unsichtbare sichtbar zu machen: das, was Menschen bewegt, was Kulturen prägt und was Teams zusammenhält – oder eben auseinanderfallen lässt.
Im Zentrum der Arbeit von Ellen Treder und Thorsten Jakob steht die Überzeugung, dass nachhaltige Transformation nur gelingt, wenn sie von innen heraus getragen wird. Nicht durch externe Impulse allein, sondern durch ein tiefes Verständnis für die Individuen im System sowie durch die Bereitschaft, das eigene Handeln ständig zu reflektieren.
Im Interview mit Unternehmer Deutschlands erzählen sie, warum sie keine Firmen verändern, vielmehr den Rahmen, in dem Neugestaltung überhaupt möglich ist. Und erklären, warum echte Transformation kein Tool braucht, sondern Haltung.
Ellen Treder und Thorsten Jakob im Interview
Hallo Ellen, hallo Thorsten, herzlich willkommen bei Unternehmer Deutschlands! Schön, dass ihr euch die Zeit nehmt! Könnt ihr euch und euer Unternehmen zu Beginn bitte kurz vorstellen?
Ellen Treder: Hallo und danke für die Einladung. Ich bin Ellen Treder und leite gemeinsam mit Thorsten Jakob changing frames, eine Organisationsberatung mit einem ganz eigenen Ansatz. Unsere Stärke liegt darin, Wandel so zu gestalten, dass er wirklich im Alltag der Menschen ankommt. Wir hinterfragen bestehende Rahmenbedingungen und gestalten sie neu, damit Mitarbeitende in Organisationen sich so betätigen können, wie sie wollen und wie es ihren Stärken entspricht, nicht wie sie müssen. Ich selbst komme ursprünglich aus der Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung, entwickelte aber schnell ein Gespür für das, was in Organisationen tatsächlich unter der Oberfläche brodelt. Zwischen den Zahlen liegen nämlich häufig die eigentlichen Geschichten und Herausforderungen – und genau dort setzen wir an.
Thorsten Jakob: Ich bin Thorsten Jakob, bringe Erfahrung aus der öffentlichen Verwaltung und verschiedenen Führungsrollen mit und habe eine Vorliebe für Strukturen und organisatorische Abläufe. Damit ergänze ich Ellens feines Gespür für Menschen perfekt. Bei changing frames verbinden wir unsere unterschiedlichen Perspektiven und Stärken zu einem ganzheitlichen Ansatz. Wir arbeiten nicht mit fertigen Schubladenkonzepten, sondern mit unserer Praxiserfahrung daran, Organisationen wirklich zukunftsfähig zu machen. Unser Ziel ist es, Wandel als etwas Selbstverständliches zu etablieren, nicht als bedrohlichen Ausnahmezustand.
Das klingt interessant! Wie kam es denn überhaupt zur Gründung von changing frames?
Ellen Treder: Die Idee ist nicht über Nacht entstanden, es war eher ein langsames, aber klares Erwachen. Thorsten und ich lernten uns Ende 2021 in einem kommunalen Unternehmen kennen, wo wir beide in einer gemeinsamen Leitungsfunktion tätig waren. Zu Beginn standen unsere Arbeitsweisen und Persönlichkeiten durchaus im Konflikt miteinander. Zwei starke Charaktere, allerdings mit sehr unterschiedlichen Herangehensweisen und Prioritäten. Als wir dann bei gemeinsamen Projekten die Chance bekamen, eng zusammenzuarbeiten, machte es plötzlich Klick. Wir erkannten durch Selbstreflexion, dass die Kombination unserer individuellen Stärken eine enorme Effizienz mit sich bringt. Aus der anfänglichen Reibung wurde produktive Energie – wir stellten fest, dass wir als Duo sowohl effektiver als auch viel tiefgreifender wirken können, als jeder für sich allein.
Thorsten Jakob: Absolut. Unsere Unterschiedlichkeit erwies sich als unsere größte Stärke. Ellen bringt tiefe Empathie für Menschen und emotionale Prozesse mit, ich denke eher in Strukturen und systematischen Abläufen. So entstehen Lösungsansätze, die keiner von uns allein entwickelt hätte. Auf einer privaten Geburtstagsfeier kam dann die zündende Idee: „Warum arbeiten wir daran nicht weiter und teilen es mit anderen?“ Diese Frage ließ uns nicht mehr los. Der Gedanke setzte sich fest, wurde immer konkreter, und bald war uns beiden klar: Wir müssen diesen Schritt gemeinsam wagen.
Der Name „changing frames“ ist sehr plastisch. Was steckt für euch dahinter?
Ellen Treder: Nach wochenlangem Brainstorming und vielen verworfenen Ideen kam uns fast zeitgleich derselbe Vorschlag: changing frames. Das ist für uns viel mehr als ein Name – es ist ein Grundprinzip, eine Haltung zur Arbeit und zum Leben. Für uns bedeutet es, nicht an den Personen herumzudoktern oder sie „verbessern“ zu wollen, sondern an den Umständen zu arbeiten, die ihr Handeln prägen. Wenn du den Rahmen veränderst, wandeln sich Verhalten, Dynamik und Ergebnisse fast von selbst.
Thorsten Jakob: Der Kern unseres Denkens ist: Menschen wollen nicht blockieren, sie werden blockiert. Durch starre Strukturen, durch überholte Kulturmuster, durch unausgesprochene Regeln, die niemand mehr hinterfragt. Unser Untertitel „breaking habits“ bringt es auf den Punkt: Wir brechen alte Gewohnheiten auf und schaffen neue Räume, veränderte Rahmen, in denen Fach- aber auch Führungskräfte so arbeiten können, wie sie wirklich sind. Und damit ihr volles Potenzial entfalten können.
Respekt, das sind interessante Aspekte und Ansätze. Was genau unternimmt changing frames und wie können sich unsere Leser eure Projekte vorstellen?
Thorsten Jakob: Wir begleiten Organisationen durch Veränderungsprozesse – mit Erfahrung, Einfühlungsvermögen und dem Ziel, uns kurz- oder mittelfristig überflüssig zu machen. Unser Schwerpunkt liegt auf Shared Services und Verwaltungen, weil wir dort die größten Herausforderungen, aber auch das meiste Potenzial sehen. In diesen klassischen Verwaltungsstrukturen geht es darum, festgefahrene Abläufe zu modernisieren, Zuständigkeiten klarer herauszuarbeiten und Zusammenarbeit neu zu denken.
So werden Organisationen schneller, effizienter und können einheitlicher agieren.
Parallel bieten wir Seminare und Workshops an, die Mitarbeitende stärken und befähigen, Wandel selbst aktiv zu gestalten, statt ihn nur zu erleiden. Keine theoretischen Schablonen, vielmehr praktische Arbeit an den echten Hebeln des Wandels.
Ellen Treder: Dabei verlieren wir nie die Person aus dem Blick. Der eigentliche Wandel ist immer menschlich, nie rein technisch oder strukturell. Die beste Software, die innovativste Organisationsstruktur bringt nichts, wenn die Beschäftigten nicht emotional mitgenommen werden und den Sinn verstehen. Unser Ansatz heißt: Zuhören, spüren, ernst nehmen – und dann Struktur und Gefühl zu einem stimmigen Ganzen zusammenbringen.
Ein offensichtlich sehr praxisnahes Vorgehen. Habt ihr dafür ein Beispiel parat?
Ellen Treder: Ganz konkret in Erinnerung ist mir eine meiner ersten Kundenerfahrungen. Dort sollte zu dieser Zeit das ERP-System durch eine neue Lösung ersetzt werden. Der externe Projektleiter traf die Entscheidung ohne Rücksprache mit den tatsächlichen Anwendern. Nach einer oberflächlichen Präsentation folgte der Rollout. Das Resultat war vorprogrammiert: Chaos, Frustration und Überforderung. Am Ende musste die neue Lösung wieder aufgegeben und zum alten ERP-System zurückgekehrt werden. Ein typisches Beispiel dafür, wie wichtig es ist, Veränderungsprozesse von Anfang an mit den Individuen zu gestalten, die direkt betroffen sind. Das Ganze hat nicht nur unglaublich viel Zeit und Geld, sondern besonders auch Teamspirit und Motivation gekostet.
Thorsten Jakob: Solche Szenarien sind leider keine Seltenheit. Was in vielen Umstrukturierungsmaßnahmen fehlt, sind echte Multiplikatoren. Gemeint damit sind Menschen aus dem Team, die solche Projekte fachlich verstehen, emotional mittragen und ihre Kollegen mitziehen können. Exakt hier setzen wir an: Wir identifizieren diese Schlüsselpersonen, machen ihre Rolle sichtbar und befähigen sie gezielt. Bei einem Systemwechsel, einer Reorganisation oder einem Kulturwandel handelt es sich nie lediglich um ein technisches oder strukturelles Projekt. Es ist immer ein Kulturprojekt, in dem die menschliche Dimension die Hauptrolle spielen muss. Die Technik stellt in den wenigsten Fällen eine Hürde dar.
Das klingt nach einem durchdachten Konzept, bei dem Mitarbeitende Veränderung effektiv selbst mittragen können. Nun habt ihr euch ja über Transformationsprojekte hinaus auch auf ein innovatives Produkt spezialisiert – das PREcruiting. Worum handelt es sich dabei?
Ellen Treder: Genau, es handelt sich dabei um eine neuartige Idee und Herangehensweise als Schlüssel im Kampf gegen den Fachkräftemangel, unter dem viele Unternehmen derzeit leiden. Wir haben uns dabei die Frage gestellt, ob der beschriebene Mangel tatsächlich in dieser Form existiert oder das eigentliche Problem in der Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden steckt. Viele Unternehmen verlieren etwa ein Drittel ihrer Neueinstellungen im ersten Jahr, weitere kündigen innerlich, was wirtschaftlich betrachtet ein Desaster und kulturell einen tiefen Einschnitt ins Teamgefüge bedeutet. Mit PREcruiting sorgen Unternehmen dafür, dass sie optimal auf die neuen Mitarbeitenden eingestellt sind. Es geht nicht nur um echte Willkommenskultur und durchdachte Onboarding-Prozesse, damit der erste Arbeitstag nicht mit frustrierenden Fragen wie „Wo ist eigentlich mein Laptop?“ oder „Wer ist hier für mich zuständig?“ beginnt. PREcruiting setzt viel früher an bei Fragen wie “Sind wir wirklich authentisch und können wir halten, was wir versprechen?” oder “Ist jedem klar, wie viel Mehrarbeit Einarbeitung bedeutet?”
Wie läuft ein derartiger PREcruiting-Prozess dann ab?
Thorsten Jakob: Viele Aspekte haben wir bereits angesprochen. Ein zentraler Punkt ist immer wieder die Frage: Wer sitzt eigentlich im Vorstellungsgespräch? Wenn der zukünftige Arbeitskreis nicht in die Auswahl eingebunden ist, fehlt ein entscheidendes Puzzleteil. In Folge wird oft jemand eingestellt, der vermeintlich perfekt passt, aber im täglichen Miteinander aneckt oder sich unwohl fühlt. Deshalb vertreten wir klar die Position: Das Team muss bei der Personalauswahl mitentscheiden können. Nur so entsteht ein echtes Match – sowohl auf fachlicher als auch auf der mindestens ebenso wichtigen menschlichen Ebene.
Ellen Treder: Hinzu kommt, dass dieser Ansatz zugleich die Wertschätzungskultur im Unternehmen stärkt. Wenn Arbeitskollegen aktiv gefragt werden, wen sie ins Boot holen möchten, steigt ihre Verantwortung und Identifikation mit neuen Kollegen automatisch. Es entsteht somit von Beginn an ein ganz anderes Miteinander. PREcruiting ist für uns keine bloße Methode, sondern eine grundlegende Haltung, bei der es um authentischen Beziehungsaufbau von der ersten Minute an geht.
Es ergibt sich ein Bild aus klarer Haltung, transparenten Herangehensweisen und viel Engagement! Was wünscht ihr euch für die Zukunft von changing frames und PREcruiting?
Ellen Treder: Ich erhoffe mir, dass immer mehr Organisationen den Mut finden werden, ihre eigenen eingefahrenen Rahmen kritisch zu hinterfragen – aus echter Überzeugung heraus, nicht wegen eines kurzlebigen Management-Trends. Weil sie wirklich verstanden haben: Kultur ist nicht die Kür nach erledigter Pflicht, sondern das Fundament jeder erfolgreichen Organisation. Wer die Rahmen verändert, verändert letztlich alles.
Thorsten Jakob: Genau. Damit werden Fluktuationskosten deutlich gesenkt und der vermeintliche Fachkräftemangel kann sich in Luft auflösen. Mein Wunsch ist, dass unsere Arbeit konkret dazu beiträgt, dass Menschen wieder mit Freude und Sinn zur Arbeit gehen – und das von Beginn an. Dass sie sich gesehen und gehört fühlen, sich mit ihren Ideen und Talenten voll einbringen können und wirklich Teil von etwas Bedeutsamem sind, sowohl für sich selbst, ihre Teams als auch das große Ganze. Wenn wir das schaffen, haben wir unser Ziel erreicht.
Ellen und Thorsten, vielen Dank euch beiden für das spannende Gespräch!
Ellen Treder: Danke dir ebenfalls für das Interview!
Thorsten Jakob: Ja, auch von mir herzlichen Dank! Hat Spaß gemacht.
