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Nurses for you

Interview

Julia Köhn von NURSES for you: Wir kämpfen gegen den Fachkräftemangel in der Pflegebranche

Fachkräftemangel im Bereich der Pflege ist leider heute schon in vielen Häusern zur Normalität geworden. Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegeheime können die Aufgaben des Berufsalltags kaum noch bewerkstelligen, da sie unter einer zu dünnen Personaldecke leiden.

Julia Köhn, selbst ehemalige Kranken- und Honorarschwester, hat es sich mit ihrem Unternehmen NURSES for you zur Aufgabe gemacht, den Einrichtungen bei der Suche nach neuen Fachkräften unter die Arme zu greifen. Denn sie hat selbst erlebt, wie herausfordernd der Beruf sein kann und welche Belastung es für die Mitarbeiter bedeutet, wenn sie selbst nicht genug Unterstützung haben.

Unternehmer Deutschlands hat exklusiv mit Julia Köhn über die Herausforderungen der Pflegebranche gesprochen und ergründet, warum die Arbeitnehmerüberlassung für viele Einrichtungen zu einem essenziellen Bestandteil einer guten Pflege geworden ist.

Julia Köhn von NURSES for you im Interview

Herzlich Willkommen bei Unternehmer Deutschlands, Julia Köhn. Kannst du uns zunächst von deinen Anfängen als Krankenschwester berichten und warum du als Honorarschwester eingestiegen bist?

Natürlich, gerne! Meine Mutter war schon in der Pflegebranche als Honorarkraft unterwegs und mir war es wichtig, dass ich nach meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin ebenso flexibel arbeiten kann. Es war 2005, nach meinem Examen, schon kein Geheimnis, dass die Kliniken straffen Dienstplänen, hohen Ausfallzeiten und ein geringen Gehältern unterlagen. Dennoch erhielt ich trotz bundesweiter Bewerbungen keine Anstellung. Daher entschied ich mich für die freiberufliche Pflege. So konnte ich meiner Leidenschaft und Liebe zur Kinderkrankenpflege nachgehen, und den Kindern die Aufmerksamkeit und Pflege zukommen lassen, die sie verdienen. Der große Vorteil war – und ist es immer noch -, dass ich meine Ruhezeiten und Dienstpläne selbständig gestalten konnte. Und natürlich, dass die geleistete Arbeit auch honoriert wurde. Es war akzeptiert, wenn ich auf spontane Anfragen „Nein“ sagen musste, und alles in allem hat es auch meine fachliche Einsatzbreite unglaublich gefördert, da ich in unterschiedlichen Abteilungen arbeiten konnte.

Klingt verständlich. Aber welche Herausforderungen hast du denn als Honorarkraft dennoch miterleben müssen?

Neben der beruflichen Belastung muss ich sagen, dass es mir als Honorarschwester sehr gut ging. Die Kliniken waren immer dankbar für flexible Fachkräfte wie mich. Sie konnten mich durchaus auf anderen Stationen einsetzen. Denn der Fachkräftemangel ist kein Thema, das erst seit Corona existiert. Da immer mehr Pflegekräfte psychischen Belastungen, hohen Anforderungen und Arbeitspensen ausgesetzt sind, stieg schon damals der Krankenstand stark an. Kräfte wie ich waren da mitunter die letzte Rettung für die Stationen und Einrichtungen. Die Freiberufler waren bereits zu diesem Zeitpunkt sehr hoch angesehen, da sie eine starke Expertise mitbrachten, weil sie fächerübergreifend arbeiten konnten und dadurch das Fachwissen natürlich breiter aufgestellt war.

Erschwert wurde unsere Selbständigkeit durch eine vermehrte Prüfung der Rentenkasse, wobei dann das Thema Rentenbefreiung aufkam, mit den verbundenen Nachzahlungen für die Selbständigen. Ab diesem Zeitpunkt ging die Buchungsrate der Kliniken und Einrichtungen für Honorarkräfte zurück.

Nur wer eine Rentenbefreiung vorweisen konnte, wurde noch gebucht, da ansonsten den Einrichtungen hohe Nachzahlungen der Sozialabgaben drohten.

Die Deutsche Rentenversicherung begründete ihre Entscheidung damit, dass während unserer Einsatzzeit durch die Weisungsbefugnis der Ärzte und zum anderen die Eingliederung in den Stationsablauf eine Scheinselbstständigkeit vorlag. Also beschloss ich, dass ich was verändern musste.

Und aus dieser Erkenntnis heraus, hast du dann ein eigenes Unternehmen gegründet?

Ja, genau deswegen. Denn die Arbeitnehmerüberlassung durfte weiterhin Mitarbeiter an die Kliniken entleihen. Meine Erfahrungen und aufgebaute Kompetenzen wollte ich jetzt nutzen, um den Fachkräftemangel in Kliniken innerhalb meiner mir verbliebenen Möglichkeiten zu verbessern. Also setzte ich mich mit meinem Ehemann zusammen, nahm an verschiedenen Fortbildungen teil und wir bauten eine Personalvermittlungsagentur, spezialisiert auf den medizinischen Bereich, auf. So kam es zur Gründung von NURSES for you.

So unterstützt NURSES for you

Faszinierende Entscheidung. Wie funktioniert denn NURSES for you heute und wie kannst du damit die Pflegefachkräfte und Einrichtungen unterstützen?

Zunächst sind wir eine klassische Arbeitnehmerüberlassung im Wachstum mit unbefristeter Erlaubnis. Unsere Mitarbeiter können also normalerweise bis zu 18 Monate an eine Einrichtung überlassen werden und erfahren dann einen Wechsel. Das hat für die Kliniken einen Vorteil, weil sie bei uns die Fachkraft buchen und NURSES for you übernimmt komplett die Mitarbeiterverwaltung, das Personal-Recruiting und das Onboarding. Wir verstehen uns als Brücke zwischen der Einrichtung und der Fachkraft.

Was die Mitarbeiter bei NURSES for you angeht, so bieten wir ihnen neben einen übertariflichen Lohn, attraktive Zulagen, feste Wochenarbeitszeiten, ausreichend Urlaub, ein Firmenfahrzeug, betriebliche Altersvorsorge, Krankenzusatzversicherung und vor allen Dingen auch einen festen Ansprechpartner. „Es geht auch besser!“ ist unser Slogan für unsere Zeitarbeitsfirma. Ich sehe täglich Fachkräfte, die glücklich sind, dass sie zu NURSES for you gewechselt haben. Denn statt 40 Stunden die Woche haben sie nun 35 Stunden bei Vollzeit oder weniger, aber unter dem Strich trotzdem mehr Geld netto raus. Das schafft zum einen die finanzielle Sicherheit bei den Pflegekräften, aber auch ein entspanntes Arbeitsverhältnis. Zudem können unsere Mitarbeiter an der Gestaltung ihrer Dienstpläne mitwirken. Wir pflegen eine sehr gute Kommunikation mit den Kunden und den Mitarbeitern.

Modernes Zeitarbeitsmodell

Wow, also repräsentierst du mit NURSES for you einen Lösungsansatz für diese Kliniken und Pflegeeinrichtungen in Bezug auf den Fachkräftemangel?

Auf jeden Fall. Wenn ich mir einmal anschaue, was wir alles für unsere Kunden übernehmen. Wir versuchen hier auch den richtigen Mitarbeiter für den richtigen Kunden zu matchen und kümmern uns um das gesamte Personalmanagement. Somit kann unser Kunde die Fachkraft entsprechend den Vorgaben einsetzen und muss keine weiteren Aufgaben übernehmen.

Zudem sind wir zu einem wichtigen Baustein des Recruitings in den Pflegeeinrichtungen geworden. Hier ist es wichtig, diesen Beruf wieder so attraktiv zu gestalten, damit sich wieder mehr Menschen für die Pflege interessieren und begeistern. Viele Arbeitgeber stehen halt vor der Herausforderung, die Arbeit mit dem Privatleben ihrer Mitarbeiter zu vereinbaren und attraktive Gehälter zu zahlen. Wir als NURSES for you haben als moderne Zeitarbeit mehr Möglichkeiten und können den Mitarbeitern mehr Flexibilität anbieten.

Heute gibt es die Ausbildung der Pflegefachkraft – eine Kombination aus Krankenschwester, Kinderkrankenschwester und Altenpfleger. Alle drei Fachbereiche wurden verbunden und werden in drei Lehrjahren vermittelt. Wenn ich dazu noch bedenke, dass die Ausbildung in der Krankenpflege stark komprimiert wurde, dann fehlt es eben auch vielen an Detailwissen. Durch die Zeitarbeit und ihre verschiedensten Einsatzgebiete gewinnen unsere Mitarbeiter schneller Kompetenzen und fachliche Expertise. Die Praxiserfahrung, die sie in der Ausbildung durch die hohen Anforderungen gar nicht mehr machen können.

Zukunft der Zeitarbeit in der Pflegebranche

Das ist sehr beruhigend zu wissen, wie ihr euch einsetzt. Aber sag mal, wie siehst du die Zukunft der Pflegebranche im Hinblick auf die Arbeitnehmerüberlassung?

Die Arbeitnehmerüberlassung wird eine immer stärkere Rolle einnehmen müssen. Denn die Kliniken leiden ja nicht nur unter Personalmangel, sondern auch unter spontanen und kurzzeitigen Ausfällen. Seien das Elternzeiten, partielle Berufsverbote, Krankheiten oder Sabbaticals. Das muss kompensiert werden und was wäre dafür besser geeignet als die Zeitarbeit. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: schnellere Reaktionszeiten, passendes Personal, motivierte Mitarbeiter, transparente Kostenkontrolle und eine effiziente Stellenbesetzung.

Zudem können wir uns ungestört auf die Suche der Bewerber und Fachkräfte konzentrieren und unterstützen so die Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Dadurch, dass wir einen Teil der Arbeit abnehmen, verschaffen wir den verbliebenen Fachkräften mehr Luft für ihre Tätigkeiten.

Hochwertige Pflege braucht Zeit

Das ist sehr inspirierend. Was möchtest du denn allen Pflegekräften mit auf den Weg geben, die über eine Einstellung im Bereich der Zeitarbeit nachdenken?

Ich denke, es ist wichtig zu verstehen, dass die Arbeitnehmerüberlassung streng reglementiert ist. Wir werden regelmäßig durch die Behörden auf die Richtigkeit unserer Arbeit überprüft. Durch unser starkes Engagement für das Wohl unserer Mitarbeiter zählen wir zu den attraktiven Arbeitgebern in der Gesundheitsbranche.

Unsere Angebote und Anreize sollen nicht nur die Qualität der Arbeit der Pflegekräfte sicherstellen, sondern auch ihre berufliche Zufriedenheit und Lebensqualität verbessern. Aus diesem Grund bieten wir unseren Mitarbeitern eine breite Palette von Vorteilen, um sie zu begeistern und ihre berufliche Zufriedenheit zu fördern. Denn nur so können sie eine gute, motivierte und hochwertige Pflege leisten, die unter dem Strich jeder Patient verdient hat.

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