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Interview

Interview mit Anke Wendt von Personal Finanz: Mitarbeiterbindung, die funktioniert

Krankenstände in Unternehmen wirken sich unausweichlich auf die firmeninterne Produktivität aus und münden somit oftmals in erhebliche Einnahmeverluste. Durchschnittlich nimmt aktuell jeder Arbeitnehmer in Deutschland 18  Krankentage pro Jahr in Anspruch – Tendenz steigend. Proaktive Maßnahmen zur Optimierung der Gesundheitsversorgung können die Krankenfehltage vermindern. Aber noch viel wichtiger:  Durch diese Maßnahmen werden Mitarbeiter stärker für die Arbeitgebermarke motiviert.

Anke Wendt, Expertin für Mitarbeiterbindung, spricht in einem exklusiven Interview mit Unternehmer Deutschlands darüber, wie Firmen die Mitarbeitergesundheit unterstützen können und warum das unter dem Strich kostengünstiger als ein Ausfall ist.

Anke Wendt im Interview mit Unternehmer Deutschlands

Herzlich willkommen bei Unternehmer Deutschlands, Anke Wendt. Die Zahl der verbuchten Krankentage von Arbeitnehmern pro Jahr ist alarmierend, ein weiterer Anstieg wird schon jetzt von Fachleuten prognostiziert. Wo sehen Sie die Ursachen für die erwartete Zunahme von Krankmeldungen?

Grundsätzlich handelt es sich um die Hauptfaktoren physische und psychische Belastungen, ungenügende Arbeitszeitgestaltung sowie problematische Arbeitsplatzbedingungen. Und wir reden hier nicht ausschließlich von den „Montags- oder Freitagskranken“, sondern zunehmend von ernsten Diagnosen, wie Krebs, Bandscheibenvorfällen, Burn-out oder Herz-Kreislauf-Belastungen.

Hinsichtlich der erwarteten steigenden Anzahl von Fehltagen in den kommenden Jahren ist zu bedenken, dass die Altersgrenzen für die gesetzliche Rente immer wieder angehoben wurden. Ältere Mitarbeiter jenseits von 50 Lebensjahren sind deutlich anfälliger für Erkrankungen und chronische Leiden, die einen Ausfall bedeuten können.

Allerdings spielen auch Ausfälle bei Krankheit in der eigenen Familie eine Rolle, da berufstätige Eltern ihre kranken Kinder oder pflegebedürftigen Angehörigen selbstverständlich nicht allein lassen. Das Gesetz gibt dem Arbeitnehmer in diesem Fall sogar Recht. 20 Tage „Kind krank“ oder erhebliche, spontane Ausfallzeiten bei Pflegebedürftigkeit von Familienangehörigen im weitesten Sinne sind arbeitsrechtlich zulässig.

Welche wesentlichen Auswirkungen hat ein Unternehmen bei den genannten Ausfallzeiten im Durchschnitt?

Umsatz- und dadurch Einnahmeeinbußen drohen als zwangsläufige Konsequenzen, wenn Mitarbeiter ausfallen. Es gehen in einem Unternehmen durchschnittlich 10 – 15 % der Jahresbrutto-Lohnsumme durch Krankenfehltage verloren. Und das sind nur die finanziellen Konsequenzen. Denn durch den zeitweisen Verlust der Arbeitskraft gerät der Betriebsablauf ins Stocken, wenn die Lücken nicht regelmäßig auf Kosten verfügbarer Kollegen kompensiert werden. Daraus entsteht wiederum eine Mitarbeiterüberlastung, die gesundheitliche Folgen haben kann.

“Gesundheitsvorsorgung muss Chefsache sein!”

Der Schritt in die richtige Gesundheitsvorsorgung als Schlüssel

Nun empfehlen Sie ja ein betrieblich abgestimmtes Programm , um über eine gute Gesundheitsversorgung die Reduktion des Krankenfehlstandes zu erreichen. Was bedeutet das konkret für einen Mitarbeiter?

Zunächst sollte sich jeder vergegenwärtigen, dass Hausärzte einen sehr geringen Pauschalwert pro Patient im Quartal von den gesetzlichen Krankenkassen erhalten. Dieser liegt deutlich unter dem Stundensatz, den ein Unternehmen seinen Kunden berechnet. Bedeutet, wenn ich eine Behandlung brauche und das Kontingent ist ausgeschöpft, zahlt der Arzt drauf.

Damit Arbeitnehmer über diesen Rahmen hinaus mehr für ihre Gesundheit tun können, empfehlen wir ein betriebliches Gesundheitsbudget für die Belegschaft. . Hierbei können auch Kinder und weitere Angehörige berücksichtigt werden. Im Grunde eine besondere Form der privaten Gesundheitsversorgung, die das Unternehmen für den Mitarbeiter und dessen Familie, je nach Auswahl, bereitstellt.

Die Vorteile, die daraus entstehen, sind vielfältig. Unter anderem: Zuschüsse, teilweise auch die gesamte Übernahme der Kosten für alternative Heilmethoden (Osteopathie, Heilpraktiker usw.) oder Zahnersatz, Freigabe von jährlichen Budgets für Massagen oder eine neue Brille und vieles mehr.

Besonders wichtig ist die kurzfristige Bereitstellung von Facharztterminen, auf die Patienten sonst wochen- oder monatelang warten müssen. Das reduziert Krankentage und zahlt somit auf das Konto des Unternehmens ein.

Durch diese Zusatzversorgung, vorzugsweise in Kombination mit Mitarbeitergesprächen, firmeninternen Gesundheitsprogrammen wie Ergonomie-Schulungen und natürlich flexiblen Arbeitsbedingungen, können Unternehmen die Gesundheit ihrer Mitarbeiter nachhaltig fördern.

Vorteile für Mitarbeiter und die Betriebe

Der Nutzen für die Mitarbeiter ist einleuchtend. Gibt es neben der Verringerung von krankheitsbedingten Ausfällen für die Betriebe weitere Vorteile?

Ja, es handelt sich dabei um essenzielle Vorteile. Wissen Sie, ein Gutschein für ein Mittagessen, die Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr oder die freie Nutzung von E-Bikes werden heutzutage schon als selbstverständlich oder als indirekte Lohnerhöhung angesehen. Die eigene Gesundheit hingegen ist der sensibelste Punkt für jeden Mitarbeiter.

Mit einer bevorzugten Behandlung im Krankheitsfalle und dem Verständnis, dass für den Arbeitgeber das Wohlbefinden seiner Belegschaft höchste Priorität hat, erhöht sich die Mitarbeitermotivation. Der Mensch steht in seiner Gesamtheit im Vordergrund und nicht als rein produktive Kraft.

Zufriedene und gesunde Mitarbeiter sind immer das Aushängeschild eines erfolgreichen Unternehmens. Der Arbeitgeber erreicht dadurch eine exklusive Leistung, eine emotionale Bindung der Arbeitnehmer, verbessert das Betriebsklima und reduziert damit die Mitarbeiterfluktuation. Auf den Punkt gebracht, stärkt sich das Unternehmen innerlich und äußerlich in der Wahrnehmung für dringend gebrauchte neue Fachkräfte.

“Wir haben alle nur eine Gesundheit und sie ist eine Einbahnstraße.”

Wie gehen Sie als Personal Finanz genau vor, wenn ein Unternehmen seine Mitarbeiter medizinisch besser versorgen lassen möchte?

Anke Wendt

Anke Wendt: Gründerin von Personal Finanz

Zunächst erfolgt eine Analyse, wir nehmen das Alter der Mitarbeiter auf, die bisher durchschnittlichen Krankentage und die tatsächlich anfallenden Kosten je Arbeitnehmer. Häufig fallen die Unternehmer aus allen Wolken, wenn wir ihnen aufzeigen, wie hoch der monetäre Verlust nur eines einzigen Ausfalltages pro Mitarbeiter tatsächlich ist, dass dieser Betrag heute schon anfällt und somit den Gewinn schmälert.

Wenn verstanden wurde, dass Krankenfehltage im eigenen Betrieb verringert werden können und gleichzeitig die Mitarbeiterbindung verstärkt wird, beraten wir das Unternehmen tiefergehend sowie individuell.

Sofern es unternehmensbedingte Einsparungspotenziale gibt, empfehlen wir als Personal Finanz ein zusätzliches Gesundheitsbudget für die Arbeitnehmer. Dieses umfasst ein definiertes jährliches Versorgungsbudget (Geldbetrag und Zusatzleistungen) welches dem Mitarbeiter zur Verfügung gestellt wird. Nach einer Behandlung wird die Rechnung einfach eingereicht und innerhalb von 10 – 14 Tagen auf das Konto des Mitarbeiters erstattet. Für den Arbeitgeber fallen keinen personellen Aufwendungen für diese Erstattungen an.

Aber auch bei einem geringen Krankenstand halten wir die langfristige Unterstützung und Gesundheitsförderung von Arbeitnehmern für essenziell. Denn es können auch gesunde Mitarbeiter Leistungen beanspruchen, wie z.B. Vorsorgeuntersuchungen, beliebt sind auch die Bereiche: Präventionskurse, sportmedizinische Untersuchungen, Brille, Zahnbehandlung und professionelle Zahnreinigung. So können wir jeden in der Belegschaft erreichen.

Eigenes Erleben verbindet, darum bieten wir auch besondere Events an. Mal eine Grillparty mit ausgewogenen Zutaten oder eine Katamaran-Tour mit gesundem Essen, das wir selbst stellen. Passend zu den Veranstaltungen erklären wir auch, wie wertvoll eine gute Ernährung ist.

Ein nettes Beispiel sind dabei unsere “Spezialbrötchen”. Sie sind klein und unscheinbar, doch isst man nur geringe Mengen, stellt sich sehr schnell ein längst vergessenes Sättigungsgefühl ein. Wir verraten den Teilnehmern einfach nicht, was sie essen. Komischerweise schmeckt es allen. Lösen wir aber dann auf, welche Zutaten verwendet wurden, kommt niemand mehr aus dem Staunen heraus. Denn gesund kann auch schmecken. Nur wer das einmal erlebt hat, stellt schlechte Essgewohnheiten erfahrungsgemäß schneller ab.

Darüber hinaus arbeiten wir mit der Deutschen Herzstiftung zusammen. Genauer meine Kollegin, Frau Groth. Sie ist ehrenamtliche Beauftragte der Deutschen Herzstiftung und übernimmt Gesundheitsstammtische, aber auch Schulungen, in denen wir für Herzkrankheiten und deren Symptome sensibilisieren. Schließlich sollte jedes Unternehmen auch im Alltag auf die Gesundheit der Mitarbeiter achten und frühzeitig eine Behandlung empfehlen, bevor hohe Ausfallzeiten entstehen.

Unsere Gesundheit ist schützenswert

Durch präventive Maßnahmen nachhaltig Krankenstände zu senken und dabei auch dazu beizutragen, dass im Krankheitsfalle umfassende Hilfe erfolgt – wie finden Ihre Kunden dieses Konzept?

Wir erhalten nahezu täglich Feedback. Dabei geht es nicht nur um die geringeren Fehlzeiten, sondern auch um Schicksale und deren positiver Ausgang. Besonders bewegt hat mich die Geschichte einer schweren Erkrankung.

Eine Mitarbeiterin, die Dank der zusätzlichen Absicherung durch ihren Arbeitgeber, ohne Gesundheitsfragen auf einmal Zugang zu Privatmedizin bekam und endlich die Behandlung wählen konnte, die die höchste Wahrscheinlichkeit einer Heilung versprach. Kurze Wartezeiten, erfolgreiche Behandlung und heute ist sie wieder zurück an ihrem Arbeitsplatz. Natürlich nutzt sie weiterhin die zusätzlichen, jährlichen Vorsorgeangebote durch die Firma, um eine erneute Erkrankung möglichst frühzeitig zu erkennen.

Denn was wir meist vergessen: Unsere Gesundheit ist eine Einbahnstraße. Was einmal geschehen ist, kann nicht rückgängig gemacht werden. Diagnosen und Einschränkungen prägen das weitere Leben – entscheiden damit über unsere Leistungsfähigkeit sowie Motivation. Gut, wenn Arbeitgeber verstehen, dass nur sie den Schlüssel dazu in ihren Händen halten.

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