Interview
bundesweit.digital: Eine Markitech-Agentur, die Marketing, KI und Technologie vereint

Alles begann mit einem einzigen Kunden und dem Wunsch, Dinge anders zu machen.
Joshua Martinez Hartmann gründete die Agentur bundesweit.digital aus einer einfachen Erkenntnis heraus: Veraltete Strukturen bremsen Innovation nicht nur – sie verhindern sie. Was zunächst als pragmatischer Schritt begann, entwickelte sich zu einem Möglichmacher für digitale Transformation mit durchdachten Softwarelösungen, fundierter Beratung und einer Academy, die Wissen weiterträgt.
Im Gespräch mit uns erzählt Joshua von den Anfängen zwischen Coworking-Space und Social-Recruiting-Pionierarbeit, von Herausforderungen im Wachstum und von der Idee, Technologie, Unternehmertum und Kultur nicht als Gegensätze, sondern als Einheit zu denken.
Was treibt ihn an? Warum setzt er auf KI und auf Vertrauen? Und wie baut man ein Team auf, das mitdenkt, statt nur auszuführen?
Ein Dialog über Verantwortung, Wandel und die Kunst, Potenziale freizusetzen.
Joshua Martinez Hartmann im Interview
Herzlich willkommen bei Unternehmer Deutschlands, Joshua! Würdest du dich und dein Unternehmen vorab bitte kurz vorstellen?
Sehr gerne. Ich bin Joshua Martinez Hartmann, Gründer und Geschäftsführer der bundesweit.digital GmbH. Wir verstehen uns als Markitech-Agentur – das heißt, wir kombinieren moderne Marketingansätze mit innovativer Softwareentwicklung und intelligenten KI-Funktionen. Unser Ziel ist es, Firmen bei der digitalen Transformation zu unterstützen, insbesondere dort, wo es bisher kaum praktikable Lösungen gab. Dazu gehören vor allem Recruiting, Employer Branding und datengetriebenes Marketing. Was uns dabei antreibt, ist nicht die Technik selbst, sondern das, was sie bewirken kann. Wir wollen echte Mehrwerte schaffen, für die Unternehmen, ihre Mitarbeitenden und ihre Prozesse. Daher basieren unsere Lösungen auf Individualität, Praxisnähe und Skalierbarkeit, nicht auf Standardpaketen. Technologie denken wir bewusst ganzheitlich, nämlich als Teil eines unternehmerischen Ökosystems, das Kommunikation, Kultur und Prozesse miteinander verzahnt.
Das klingt nach einer klaren Ausrichtung. Wie kam es denn dazu, dass du bundesweit.digital ins Leben gerufen hast?
Die Gründung erfolgte nicht wirklich aus einem typischen Businessplan-Case heraus. Ich hatte zuvor in einem Betrieb die Marketingabteilung aufgebaut, mit Fokus auf Employer Branding und Recruiting. Wir waren recht erfolgreich, wuchsen schnell, aber ich merkte: Die Strukturen dort passten nicht zu mir. Sie waren für mich zu starr, zu hierarchisch und zu wenig offen für neue Ideen und moderne Zusammenarbeit.
Ich selbst wollte vordergründig einen Rahmen schaffen, der Kreativität beflügelt, nicht hemmt. Eine Umgebung, in der Menschen Verantwortung übernehmen, mitgestalten und sich weiterentwickeln können. 2017 habe ich mich dann selbstständig gemacht, zunächst klassisch zweckmäßig, mit zwei Kollegen im Coworking-Space.
Unsere erste ‚Zentrale‘ bestand dort aus einem Schreibtisch, drei Laptops und einer Whiteboard-Tafel, auf der wir unsere Visionen notierten. Der Rest: jede Menge Leidenschaft, wenig Schlaf und der unbedingte Wille, etwas zu verändern. Fortan sind wir mit jedem Schritt gewachsen, gemeinsam mit unseren Auftraggebern und unseren Ideen.
Dann habt ihr offensichtlich früh erkannt, was möglich ist und den Mut aufgebracht, es proaktiv anzugehen. Wann kam denn für dich der Punkt, an dem deine Anstrengungen zu einem Unternehmen mit echter Perspektive avancierten?
Stimmt, wir haben nie darauf gewartet, dass der Markt uns sagt, was er braucht. Wir gehörten zu den Ersten, die Social-Recruiting nutzten – damals, als es noch nicht einmal einen ‚Jetzt bewerben‘-Button gab. Viele belächelten uns dafür. Heute ist diese Vorgehensweise Standard. Von Beginn an haben wir bestehende Technologien neu gedacht und diese innovativ angewandt.
Der entscheidende Moment kam dann, als klar wurde, dass unsere Ansätze nicht ausschließlich bei einem Kunden oder in einer bestimmten Branche funktionieren. Vielmehr waren und sind alle unsere damaligen Ausgangspunkte ausbau- und wachstumsfähig. Ab 2020 haben wir damit begonnen, auch andere Klienten zu betreuen und gleichzeitig eigene Produkte zu entwickeln. Das war für uns der strategische Wendepunkt.
Heute besteht unsere Belegschaft aus rund 40 Leuten, mit einzelnen Teams in Softwareentwicklung, Dienstleistung und Academy. Wir sind bewusst den Schritt weg von einem reinen Dienstleister und hin zu einer spezialisierten Produktagentur gegangen. Nicht, weil reine Serviceangebote schlecht sind, sondern weil echte Skalierbarkeit und nachhaltiger Impact für uns nur über smarte, wiederverwendbare Lösungen möglich sind.
Zu Beginn hast du dein Unternehmen als Markitech-Agentur positioniert – was genau steckt hinter diesem Begriff?
Markitech ist für uns nicht nur ein Buzzword. Es steht für die Verbindung von Marketing, Technologie und KI – die Triade, die Unternehmen heute brauchen, um sich zukunftsfähig aufzustellen. Uns geht es nicht um Tools um ihrer selbst willen, sondern um Lösungen für echte Business-Probleme. Recruiting, Employer Branding, datengetriebenes Marketing, das sind keine HR-Spielwiesen mehr, sondern Kernthemen der Firmenentwicklung. Unsere Philosophie lautet: Technologie wird nur dann zum Gamechanger, wenn sie auch kulturell, kommunikativ und organisatorisch mitgedacht wird. Sonst bleibt sie eine Insellösung.
Damit sind wir auch schon mitten im Thema Unternehmenskultur. Welche Rolle spielt sie für dich, auch aus deiner persönlichen Erfahrung heraus?
Gewiss eine entscheidende Rolle. Ich komme aus einer Arbeitswelt ohne Homeoffice, mit starren Hierarchien und wenig Raum für persönliche Entfaltung. In der Berliner Startup-Szene sah ich dann, was alles möglich ist, wenn Vertrauen, Verantwortung und Kreativität im Vordergrund stehen. Genau das leben wir heute bei bundesweit.digital. Wir setzen auf klare Strukturen, aber mit maximaler Gestaltungsfreiheit. Unsere Teams denken mit, bringen sich persönlich ein und übernehmen Verantwortung.
Es gibt bei uns keine Pflichtmeetings, die der Meetingkultur dienen. Es gibt Formate, die echte Lösungen schaffen: Ideen-Workshops, in denen jede Stimme zählt, und Check-ins, die genauso viel Raum für persönliche Themen lassen wie für Projektstände.
Sehr spannend! In welcher Rolle siehst du dich dabei selbst?
Ich sehe mich als Coach, weniger als Chef im herkömmlichen Sinne. Mein Job ist es nicht, Aufgaben zu verteilen oder zu kontrollieren, sondern Möglichkeiten zu schaffen. Räume, in denen Menschen wachsen können, sowohl fachlich, menschlich als auch unternehmerisch.
Entscheidungen treffe ich nur selten im Alleingang. Lieber setze ich auf Dialoge, Perspektivenvielfalt und Mitgestaltung. Natürlich fordere ich auch, und die Messlatte liegt gewollt hoch, da meiner Meinung nach echte und nachhaltige Entwicklung nur durch Herausforderungen entsteht.
Was mir insgesamt zugutekommt, ist, dass ich bereits vor der Gründung von bundesweit.digital ins Unternehmertum eingestiegen bin. In meiner ersten Firma musste ich jede Abteilung von Grund auf selbst aufbauen – vom Vertrieb über die Buchhaltung bis hin zur Produktentwicklung. Diese Erfahrungen haben mir ein tiefes Verständnis für alle Bereiche eines Unternehmens vermittelt. Ich weiß daher genau, wie es ist, ganz unten anzufangen. Mein Führungsstil ist heute von einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe geprägt, klar vor dem Verständnis, was mein Team jeden Tag leistet. Wenn ich sage: “Wir ziehen das gemeinsam durch“, ist das auch ernst gemeint und wird entsprechend geschätzt.
Beeindruckend – ein klarer Fokus auf New Leadership und weg von veralteten Hierarchien. Wie können sich unsere Leser nun konkret die Angebote von bundesweit.digital vorstellen?
Unser Angebot ist in fünf Bereiche gegliedert, mit einem Fokus auf Softwarelösungen, die wir eigens dergestalt entwickelt haben, dass sie ebenso smart wie auch sofort einsetzbar und leicht erweiterbar sind. Ergänzt wird das Ganze durch passende Dienstleistungen, um den Einstieg zu erleichtern oder die täglichen Abläufe zu optimieren.
Ihr habt also nicht einfach Software geschaffen, sondern echte Werkzeuge mit Nachhaltigkeit. Kurz nachgefragt, worum handelt es sich bei den von dir genannten Bereichen im Einzelnen?
Ja genau, bei uns steht definitiv der praktische und nachhaltige Nutzen im Mittelpunkt.
Mit Adfinity haben wir ein Tool für intelligentes Social-Recruiting entwickelt, das die Anzeigenschaltung automatisiert und durch KI-Logik deutlich effizienter macht. Unternehmen sparen Zeit, reduzieren Fehler und gewinnen genau die Bewerber, die wirklich passen.
Der Brandshop wiederum macht Employer Branding greifbar: automatisierte Geschenke, Geburtstagsgrüße, Gutscheine oder Merchandise, vollständig individualisiert, auf Wunsch direkt ans HR-System angebunden. Alles läuft On-Demand, ohne Lagerhaltung und stärkt ganz nebenbei die emotionale Bindung zur Marke sowie die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern. Besonders ist hierbei auch, dass unsere Kunden erst für die Gutscheine zahlen, wenn diese auch wirklich eingelöst werden.
Brian, unser Data Hub, vernetzt unterschiedliche Systeme, bündelt relevante Daten und macht sie in Echtzeit nutzbar, KI-Analyse inklusive. So entstehen neben transparenten Einblicken auch resiliente Prognosen.
Weiterhin bieten wir innovative Weblösungen, alles andere als Webseiten von der Stange. Es handelt sich um vollumfänglich integrierbare Plattformen, modular erweiterbar und technisch auf Wachstum ausgerichtet. Ob Bewerbermanagement, interne Tools oder externe Schnittstellen, hier funktioniert digitale Präsenz als Werkzeug.
Schließlich bieten wir Dienstleistungen wie Social Ads, Creative Content oder KI-Automatisierung genau da an, wo sie die digitale Transformation unserer Kunden sinnvoll ergänzen – operativ, strategisch und wachstumsfähig.
Respekt, das ist eine umfassende Angebotspalette. Was unterscheidet euch von anderen Agenturen?
Neben genau dieser Kombination von Produkten etwas ganz Wesentliches: wir verkaufen nicht – wir beraten. Ein Unterschied, den man sofort merkt, wenn man mit uns arbeitet. Unser “Vertrieb” führt keine Verkaufsgespräche, sondern lediglich Beratungsgespräche – wir versuchen also nichts zu verkaufen, wenn es für einen Interessenten nicht sinnvoll ist. Überdies liefern wir keine Standardlösungen, sondern entwickeln aus echten Anwendungsfällen heraus immer wieder neue Funktionen und Anpassungen.
Aufgrund der Tatsache, dass wir durch eine Vielzahl von Herausforderungen gegangen sind, denken wir anders: pragmatisch, effizient und sehr nah an der Realität. Diese Haltung steckt in jedem Produkt, jedem Projekt und jedem Austausch. Wir vereinen technologische Tiefe mit strategischem Verständnis und operativer Umsetzung, alles aus einer Hand. Bei uns gibt es kein „Das müssen wir erst mit dem Partner klären“, der Partner sind ausschließlich wir.
Hinzu kommt unsere eigene Academy, die mehr als ein Schulungsangebot darstellt – sie ist ein Kulturfaktor. Wir geben Wissen weiter, machen Teams fit, schaffen Akzeptanz für digitale Themen. Diese Kombination aus Software, Dienstleistung und Weiterbildung ist selten und macht einen erheblichen Unterschied, weil wir nicht nur liefern, sondern begleiten.
Ein rundes und transparentes Profil, das sicherlich nicht von heute auf morgen entstand. Der Weg dahin war vermutlich nicht immer einfach. Welche Hürden gab es rückblickend und wie konnten sie gemeistert werden?
Die Umstellung vom reinen Dienstleister zur Produktagentur war wie ein Sprung ins kalte Wasser – mit voller Kleidung. Gestemmt haben wir sie mitten im laufenden Betrieb, ohne Fremdkapital und allein mit unseren Ressourcen. Und das war kein kleiner Richtungswechsel, sondern eine grundlegende strategische Neuausrichtung. Doch wir wussten: Nur wer selbst ins kalte Wasser springt, kann wirklich neue Ufer erreichen.
Wir mussten gleichzeitig das Tagesgeschäft abwickeln, unsere Kundschaft betreuen und parallel unsere Softwareprodukte entwickeln. Das hat enorm viel Energie gekostet, sowohl personell als auch finanziell. Jedoch wussten wir: Wenn wir langfristig unabhängig, flexibel und skalierbar bleiben wollen, brauchen wir eigene Produkte.
Die zweite große Hürde stellte das wachsende Team mit neuen Prozessen und verteilten Rollen dar. Veränderungen wecken oft Unsicherheit. Doch echte Weiterentwicklung gelingt nur, wenn das Team einbezogen wird – wenn Fragen offen besprochen und Sorgen ernst genommen werden. Vertrauen, Eigenverantwortung, Transparenz – keine Schlagworte sondern gelebter Alltag. Natürlich forderte das auch von mir als Führungskraft Stärke und Durchhaltevermögen.
Was möchtest du anderen Unternehmern mitgeben, die selbst über Digitalisierung und KI nachdenken?
Wichtig ist, zu verstehen, dass KI keinen Feind, sondern eine Unterstützung darstellt – ein Werkzeug, das uns helfen kann, die wesentlichen Herausforderungen der kommenden Jahre, beispielsweise Fachkräftemangel, Effizienzbedarf und Skalierung, zu bewältigen.
Insbesondere der Fachkräftemangel wird sich immer weiter zuspitzen. Wenn wir nicht mehr Personal einstellen können, dann muss die bestehende Belegschaft eben produktiver werden – und genau hier sehe ich KI als echte Chance. Nicht als Ersatz für Mitarbeiter, sondern als eine persönliche und effiziente Assistenz, die Teams dabei hilft, ihre Ziele zu erreichen.
Digitalisierung beginnt im Kopf. Wer denkt, es sei ausreichend, lediglich ein Tool zu implementieren, der irrt. Es geht um Haltung, um Lern- und Veränderungswillen. Mit der Bereitschaft, Dinge infrage zu stellen, Prozesse neu zu denken und Verantwortung im Unternehmen zu verteilen, kommt der Lohn in Form besserer Ergebnisse, motivierteren Teams und einem echten Wettbewerbsvorteil.
Vielen Dank für das interessante und inspirierende Gespräch, Joshua.
Auch ich danke herzlich.
