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Interview

BotCraft: Revolution der Fertigungsindustrie – Ein Schritt in die Zukunft der Prozessdigitalisierung

Unternehmen stehen ständig vor der Herausforderung, mit den neuesten Technologien Schritt zu halten. Digitalisierung und Robotik sind hierbei die Stichworte, die vielen Kopfzerbrechen um ihre Wettbewerbsfähigkeit am Markt bereiten. Denn auch, wenn die meisten Betriebe bereit scheinen digitale Parameter zu integrieren, so ist die Scheu vor der Herausforderung und den Knowhow-Anforderungen umso größer.

Dr.-Ing. Daniel Carton, Software-Entwickler und Elektrotechnik-Ingenieur, hat es sich mit seinem Unternehmen BotCraft zur Aufgabe gemacht, genau für diese Betriebe eine innovative Lösung zu entwickeln. Die Produkte von BotCraft wandeln eine bestehende Fertigungsstraße einfach und schnell in eine Daten-Pipeline um, integrieren die OT mit der IT und automatisieren die Nutzung der Prozessdaten. Die konfigurierbaren Systeme, oder Bots, sind ohne tiefgreifende IT-Kenntnisse zu bedienen und revolutionieren die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Produktion oder Supply Chain nachrüsten und wettbewerbsfähig bleiben. Wir haben die Gelegenheit genutzt, mit dem visionären Kopf hinter dieser Technologie zu sprechen, um Einblicke in seine Inspiration, Herausforderungen und die Zukunft der Fertigungsindustrie zu erhalten.

Dr.-Ing. Daniel Carton von BotCraft im Interview

Herzlich willkommen Daniel Carton bei Unternehmer Deutschlands. Wie kommt man dazu, Roboter zu programmieren und die Industrie zu transformieren?

“Sehr gern. Schon als Kind hab ich mich für alles interessiert, was elektronisch war und wollte wissen, wie es funktioniert. Computer faszinierten mich nicht, weil die Spiele so spannend waren, sondern weil ich verstehen wollte, was innerhalb des Plastikgehäuses passierte. Natürlich waren die Computer nicht ansatzweise so leistungsfähig wie heute ein Smartphone, aber es war die perfekte Grundlage, um Elektrotechnik zu verstehen.

Mich hat diese Leidenschaft nie losgelassen und jedes Gerät, was ich in die Finger bekam, wollte ich auch verstehen. So manifestierte sich meine Berufswahl in diese Richtung. Nach dem Abitur startete ich ein Studium an der TU in München im Bereich der Elektro- und Informationstechnik. Eine Richtung, die mir am meisten Einblick liefern würde. Aber je mehr wir an der Universität an Projekten arbeiteten und je mehr Technologie ich sah, umso stärker wurde der Drang, noch tiefer in die Entwicklung zu gehen.

Robotik und Machine Learning hatten es mir angetan, aber mit meinem Abschluss hatte ich weder ausreichend praktische Kenntnisse, noch hätte ich damals einen Job in diesem Bereich gefunden. Also nahm ich die Promotion am Lehrstuhl für Regelungstechnik auf, erweitere meine Kenntnisse auf der technischen Ebene sowie in der Programmierung und durfte einige spannende Projekte begleiten.”

Kannst du unseren Lesern einen Einblick in dein Unternehmen BotCraft geben und wie du dazu gekommen bist dieses Produkt für die Fertigungsstraßen zu entwickeln?

“Die Promotion war sehr zeitaufwändig und aufreibend. Aber schlussendlich habe ich nicht nur den Doktor am Lehrstuhl für Steuerungs- und Regelungstechnik erlangt, sondern auch meinen Horizont erweitert. Mir wurde klar, was möglich ist mit Robotik und KI.

Mein Arbeitsleben in der freien Wirtschaft begann dann bei einem Unternehmen, das sich vollständig mit Robotik beschäftigte. Dort konnte ich mich sinnvoll einbringen und meine Fähigkeiten weiter ausbauen. Nach mehr als zwei Jahren in diesem dynamischen Venture-Capital Start-up mit sehr vielen Demos, Robotermessen, System-Präsentationen und Deployments, wollte ich neue Perspektiven als die Investorenjagd. Und mir war klar geworden, dass vor allem die IT/OT Konvergenz eine riesige Hürde darstellte.

Ich wollte mit einer Gruppe von verrückten Menschen zusammenarbeiten, die neueste Technologien in praktische Systeme umformen konnten. Fortschritt und Funktion verbinden, um Digitalisierung zum Wettbewerbsvorteil zu machen. Eben die Software einfach machen.

Ich fokussierte mich auf den Bereich Schnittstellenintegration und Prozessintegration in Verbindung mit Robotik. Denn irgendwie mussten die ganzen Innovationen, speziell aus der Robotik, auch in den Betrieb eines Unternehmens eingefügt werden. In Unterhaltungen mit Verbänden und Branchenexperten konnte ich das Thema als valides Problem identifizieren. Denn die Leute sagten: “Das, was du machst und machen willst, das ist die Zukunft der Industrie in den kommenden 20 bis 30 Jahren. Die IT/OT Konvergenz ist nötig, um Automation durch Robotik und KI zu ermöglichen.”

Und daraus entstand dann BotCraft?

“Ja, denn auf diese Aussage hin habe ich angefangen, einen Plan aufzustellen, was die Industrie brauchte. Bots, die sich in bestehende Fertigungsstraßen integrieren lassen, um Daten effektiv zu nutzen und Systeme in den Betriebsprozess einzugliedern.

Und da half es eben nicht, dauernd neue Software zu erfinden und zu verkaufen, sondern es musste ein Konzept her, das für jeden Industriezweig anwendbar oder eben konfigurierbar ist.

Ende 2018 gründete ich mit diesem Plan BotCraft. Zunächst in der Dienstleistung, wo wir Kunden unterstützen neue Technologien sinnvoll zu integrieren oder Produkte entwickeln, die Digitalisierung ermöglichen. Daran wuchsen wir und konnten schnell beginnen, ein eigenes Produkt zu bauen.”

Wie sieht denn dieses Produkt mittlerweile aus und wie können Unternehmen es für sich nutzen?

Daniel Carton

Dr.-Ing. Daniel Carton

“Unser Ziel war es, ein kostengünstiges Werkzeug zu schaffen, das jedes Unternehmen anwenden kann, ohne dabei Unmengen an Kosten in die Entwicklung oder Integration zu stecken. Denn hier gehen Beträge im sechsstelligen Bereich über den Tisch. In der heutigen wirtschaftlichen Lage eine Herausforderung für die Betriebe und vor allem eine Bremse für die Digitalisierung.

Zudem lernten wir durch bestehende Entwicklungen außerhalb unserer Produkte immer wieder Schwachstellen und Qualitätsrückstände kennen, die vermutlich jedes Unternehmen hat. Vor allem aber im Bereich der Cyber-Security. Ganz logisch, je digitaler ein Prozess, um so angreifbarer. Allerdings war es uns wichtig, dass unsere Produkte die Angriffsfläche für Attacken eher verkleinern. Denn wir wollten nicht einfach etwas verkaufen, um Geld zu machen, sondern einen langfristigen und sicheren Mehrwert für die Unternehmen bieten.

Also entschlossen wir uns, einen Programmbaustein zu erschaffen, der sich problemlos in die bestehende Technik einer Fertigungsstraße eingliedern lässt. Je nach Unternehmen braucht es im Anschluss nur kleine Modifikationen abhängig von der IT-Infrastruktur, die wir den Fachkräften vor Ort beibringen können. Noch wirtschaftlicher geht es nicht.

Die Unternehmen können den Baustein schnell in ihr Produkt, ihre Dienstleistung, ihre eigene Software oder Plattform eingliedern, auf ihre Bedürfnisse anpassen, brauchen keine zusätzlichen Spezialisten.  Maschinen werden dadurch IoT-fähig, Fertigungsstraßen können in digitalen Zwillingen abgebildet werden und Dienstleistungen werden leistungsfähiger ohne Personalaufwand. Das wiederum ermöglicht auch die Integration neuer Technologien wie KI und Robotersysteme. So wird aus einer Maschinenhalle vielleicht ein Ort, an dem Roboter die Maschinen bedienen und Menschen sich auf Design und Qualität fokussieren. Weniger Ausschuss, weniger Platzbedarf und optimale Ressourcennutzung haben dann auch einen ökologischen Wert.

Auch die Kapazität der Fertigung lässt sich erhöhen, weil ein Mitarbeiter nur die Software und Roboter überwacht, die gleichzeitig z.B. mehrere CNC-Fräsen bedienen können. Die Anzahl der Mitarbeiter bleibt also trotz IoT und KI gleich, aber sie übernehmen eher die Überwachungs- und Steuerungsfunktion.”

Wie gestaltet sich der Lernprozess für Fachkräfte, die eure Technologie direkt an den Maschinen anwenden?

“Wir sprechen hier über feste Einarbeitungen, die einen Teil des technischen Wissens abdecken. Bedeutet, wir erweitern den Wissenshorizont des Facharbeiters, anstatt ihn durch ein IT-Team zu ersetzen. Während des kompletten Anlernprozesses stehen wir natürlich zur Verfügung und holen die Mitarbeiter bei allen Fragen und Bedürfnissen ab.”

Das ist mal effektiv. Wie trägt denn euer Produkt zur Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen bei, insbesondere in einem innovativen Markt wie Deutschland?

“Es ist ja weit bekannt, dass die Digitalisierung in Deutschland etwas auf der Stelle tritt. Nicht zuletzt wegen der wirtschaftlichen Verhältnisse und des Fachkräftemangels. Wenn Unternehmen bei den alten Fertigungsprozessen bleiben und für jedes Gerät einzelne Mitarbeiter*innen suchen, wird sich der Fachkräftemangel zunächst nicht lindern.

Durch unsere Technologien hingegen kann die präsente Fachkraft ihr Wissen erweitern und die Produktionsleistung steigern. Das wiederum erhöht natürlich die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe, die sich auf den Weg in eine digitale Welt machen.

Natürlich ist dazu ein gewisser Investitionswille notwendig, wenngleich unsere Systeme weit unter den Kosten von zusätzlichem Personal liegen.”

Wo siehst du denn in diesem Zusammenhang die Zukunft der Digitalisierung und Robotik in der Fertigungsindustrie?

“Wer sich daran traut, kann schon heute über zahlreiche Möglichkeiten verfügen. Autonome Transportfahrzeuge, optimierte Lagersysteme oder Roboter, die Maschinen bedienen, gibt es heute schon. Und sie werden immer besser. Allerdings braucht hier niemand Angst um seinen Job haben. Denn die Maschinen unterstützen uns, sie benötigen aber immer noch Kontrolle, Überwachung und Wartung.

Ich denke, dass sich die Aufgabengebiete der Fachkräfte verlagern und erweitern. Im Umkehrschluss wird aber die Effizienz von Fertigungsprozessen wachsen, denn wenn eine Maschine einmal läuft, dann kommt immer ein konstantes Ergebnis dabei raus. Besonders im Hinblick auf die Nutzung von wertvollen Ressourcen darf niemand mehr die Augen vor der Digitalisierung verschließen.”

BotCraft – für die unternehmerische Zukunft

Das ist ein wahres Wort. Aber wie seid ihr bei BotCraft eigentlich aufgestellt – seid ihr die Gruppe von “verrückten” Entwicklern geworden?

“Oh ja, das sind wir. Ich kann stolz sagen, dass wir ein hoch diverses Team aus allen Ecken der Welt bilden, das mit so vielen Ideen und Fähigkeiten ausgestattet ist, dass wir stetig Weiterentwicklungen vornehmen und unsere Kunden hochwertig betreuen können.

Das Einzige, was für mich wichtig ist, dass die Leute in Deutschland leben oder nach Deutschland kommen. Auch wenn wir viel in Remote arbeiten, lege ich hohen Wert darauf, dass wir uns jederzeit sehen und treffen können. Gerade bei neuen Ideen oder Anpassungen ist die Diskussion vor Ort immer noch der beste Helfer.

Unser Team gibt BotCraft die Seele, die es braucht, um die Digitalisierung für Betriebe greifbarer, bezahlbar und vor allem einfach integrierbar zu machen, ohne dabei einen funktionierenden Ablauf komplett auf den Kopf zu stellen.”

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