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Interview

at-work Fachpersonal Gründer Christoph Fieber im Interview: “Zeitarbeit hat endlich Respekt verdient”

Zeitarbeit ist in für viele immer noch mit einem unangenehmen Beigeschmack behaftet. Durch viele schwarze Schafe in der Branche, deren Methoden über Jahre hinweg einen dunklen Schatten geworfen haben, fällt es ehrlichen Personaldienstleistern Arbeitnehmerüberlassungen schwerer, sich zu behaupten.

Dabei ist die Zeitarbeit für viele Unternehmen in Deutschland zu einem wahren Segen geworden, da sie hilft saisonal Schwankungen auszugleichen und häufig als „atmende Belegschaft“ die Arbeitsplätze der Stamm-Mitarbeiter schützt. Gerade in Zeiten hoher wirtschaftlicher Volatilität sichert der Einsatz von Zeitarbeit vielen Unternehmen die dringend notwendige personelle Flexibilität sichert. “Es ist eine wesentliche Aufgabe von uns als Zeitarbeits-Agentur, dass wir den Kunden helfen und gleichzeitig dafür sorgen, dass es unseren Mitarbeitern immer gut geht”, berichtet Christoph Fieber, Gründer von at-work Fachpersonal.

Ihm fällt immer mehr auf, dass die Zeitarbeit sich nur schwer aus den Klischees, die über viele Jahre aufgebaut worden, befreien kann. “Wir tragen eine große Verantwortung und gehen damit sehr bewusst um. Es ist der Zeit, dass unsere Branche Personaldienstleistung endlich den Respekt erfährt, den sie verdient hat.”

Im exklusiven Interview mit Unternehmer Deutschlands hat Christoph Fieber mit uns über sein Unternehmen, die schwarzen Schafe der Branche und die Herausforderungen, denen er täglich begegnet gesprochen.

Christoph Fieber im Interview

Herzlich Willkommen bei Unternehmer Deutschlands, Christoph Fieber. Kannst du dein Unternehmen zunächst kurz für unsere Leser vorstellen und berichten, wie du zur Gründung einer Arbeitnehmerüberlassung gekommen bist?

Sehr gern. Im Jahr 2007 habe ich at-work Fachpersonal zusammen mit meinem Geschäftspartner Carsten Ahrens gegründet. Wir waren zuvor seit 1998 bei einem Marktführer der Zeitarbeit in unterschiedlichen Führungspositionen tätig. Wir hatten schon lange den Traum, uns einmal selbstständig zu machen und haben uns nie aus den Augen verloren.

Durch unsere persönlichen Erfahrungen, vor allem in großen Konzernen der Personaldienstleistung, fiel uns, getrennt voneinander, immer wieder auf, dass die meisten Dienstleister einfach nur Wert auf schnelles Geschäft und Vermittlung an den Kunden legten. Außer dem schnellen Geld gab es keinen anderen Fokus. Weder ein Interesse daran, wie zufrieden die Mitarbeiter im Unternehmen sind, noch es als Pflicht zu betrachten, den Mitarbeitern vertrauensvoll bei Fragen und Problemen zur Seite zu stehen.

Im Jahr 2007 fassten wir endlich den Mut, unser eigenes Unternehmen (at-work Fachpersonal GmbH & Co KG) zu gründen. Von Beginn an war es unsere Vision, sowohl unseren Kunden wie auch unseren Mitarbeitern, fairen, zuverlässigen und transparenten Umgang zu bieten.

at-work Fachpersonal als Bindeglied

Faszinierend. Was bedeutet für dich persönlich Zeitarbeit, und warum ist sie deiner Meinung nach wichtig für den Arbeitsmarkt?

Christoph Fieber

Christoph Fieber – at-work Fachpersonal-Gründer

Allein durch die aktuelle, wirtschaftliche Situation hat Zeitarbeit einen hohen Stellenwert eingenommen. Viele Unternehmen können es sich nicht leisten, Mitarbeiter für ein ganzes Jahr zu beschäftigen, wenn sie nur saisonal oder auftragsbedingt einen erhöhten Bedarf haben. Die Zeitarbeit, in dem Fall wir, stellen dadurch ein wichtiges Bindeglied dar, dass Unternehmen Chancen eröffnet. Zudem ermöglicht sie Mitarbeitern, in Anstellung zu bleiben, auch wenn der Bedarf bei einem Betrieb absinkt.

Für viele Bewerber ist Zeitarbeit ein Sprungbrett in den Arbeitsmarkt. Durch die von uns angebotene Flexibilität muss sich ein Unternehmen zunächst einmal nicht lange an einen Mitarbeiter binden. Gerade Kandidaten mit einem vielleicht nicht so stringenten Lebenslauf und aktuell die vielen Geflüchteten zum Beispiel aus der Ukraine haben es über uns viel leichter, in einen Job zu kommen. Wir sind auf der einen Seite Profis in der Rekrutierung und Personalauswahl, andererseits kennen wir natürlich viele Unternehmen aus der Region und wissen, wer an welchen Arbeitsplatz passen könnte. Für die Auswahl und Beratung der Bewerber nehmen wir uns die nötige Zeit. Wie gesagt, es geht bei uns nicht um das schnelle Geld, sondern um die nachhaltige Schaffung von Win-Win-Situationen. Und wenn uns ein perfektes Match zwischen dem Bewerber und unseren Kunden gelingt, gelangen wir automatisch auch in die Win-Situation. Denn unser Mitarbeiter und unser Kunde sind zufrieden und werden uns mit Sicherheit weiterempfehlen.

Aktuell betreuen wir ein größeres Projekt in Leipzig, was ja eigentlich außerhalb unsere üblichen regionalen Reichweite liegt. Zu diesem Projekt sind wir nur gekommen, weil unser Kunde eben weiß, dass er sich auf die Qualität unsere Dienstleistung und unsere hohen Standards verlassen kann.

Das klingt fair, aber welche Missverständnisse und Vorurteile zur Arbeitnehmerüberlassung müsst ihr täglich entkräften?

Wir als Personaldienstleister müssen täglich um Anerkennung kämpfen. Wenn ich mich zum Beispiel privat irgendwo als Inhaber einer Zeitarbeitsfirma vorstelle, höre ich oft: „Du bist also einer von den Seelenverkäufern. Schwarze Schafe in unserer Branche, wenig differenzierte Bericht in den Medien und sicherlich auch die praktischen Erfahrungen von vielen Zeitarbeitnehmern haben da kräftig an dem Ruf gerüttelt. Mit falschen Abrechnungen, schnellen Wechseln oder auch standardisierten Entlassungen in der Probezeit haben sie es geschafft, dass nicht nur die Medien darüber berichtet haben, sondern auch die Arbeitskräfte das Vertrauen verlieren.

Dabei vertreten wir bei at-work einen ganz hohen Codex im Unternehmen. Korrekte Abrechnungen, Arbeitszeiten im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften, pünktliche Gehaltsauszahlung und ein hoher Standard im Bereich der Arbeitssicherheit sind für uns selbstverständlich. Jeder Zeitarbeitnehmer hat einen festen Ansprechpartner in unserem Büro vor Ort. Dabei werden mitunter auch Probleme außerhalb des Jobs gelöst. Für uns ist es ja wichtig, dass jeder einen guten Job machen kann. Und sofern private uns finanzielle Schwierigkeiten dies behindern, versuchen wir, im Rahmen unserer Kompetenz hier auch weiter zu helfen.

Ich höre es immer wieder von Mitarbeitern, die bei anderen Zeitarbeitsfirmen beschäftigt sind oder waren. Weder korrekte Abrechnungen noch pünktliche Bezahlung sind  selbstverständlich, dabei sieht das Tauschgeschäft Arbeitsvertrag doch klare Spielregeln für Arbeitnehmer und Arbeitgeber vor: korrekte, pünktliche Arbeit gegen korrekte, pünktliche Abrechnung und Bezahlung.

Unterschiede zwischen Zeitarbeit und Werksverträgen

Inwiefern unterscheidet sich Zeitarbeit denn von Werksverträgen?

Werkvertrag und Arbeitnehmerüberlassung unterscheiden sich fundamental. Wer in Deutschland Zeitarbeit anbieten will, benötigt zwingend eine behördliche Erlaubnis durch die Bundesagentur für Arbeit. Zeitarbeit ist tarifgebunden, wir wenden den Tarifvertrag DBG-IGZ. Wer bei uns als Hilfskraft in der niedrigsten Entgeltgruppe anfängt zu arbeiten verdient bei uns laut Tarif mindestens 13,50 Euro pro Stunde. Damit liegen wir deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn. Die Zeitarbeit gehört sicherlich zu den am stärksten regulierten und kontrollierten Branchen in Deutschland. Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz formuliert klare Spielregeln. Wir werden regelmäßig von Aufsichtsbehörden vor Ort geprüft. Erst letztes Jahr erfolgte bei uns ein Prüfung durch die Agentur für Arbeit und den Zoll gleichzeitig. Wenn wir unsere Erlaubnis nicht gefährden wollen, müssen wir sauber und korrekt arbeiten.

Für Werkverträge gibt es nicht so strenge gesetzliche Regelungen. Es gibt keine tarifvertraglichen Verpflichtungen und auch keine Erlaubnispflicht. Hier können Mitarbeiter zum Mindestlohn beschäftigt werden und eine regelmäßige Prüfung durch die Agentur für

Arbeit ist nicht vorgesehen. at-work Fachpersonal bietet bewusst keine Werkverträge an.

Es stört mich daher sehr, dass Zeitarbeit und Werkverträge gerne in einem Atemzug genannt werden und zu den sogenannte prekären Beschäftigungsformen gezählt werden. Die Rahmenbedingen im Bereich Werkverträge produzieren natürlich noch mehr Verwerfungen. Und von Zeitarbeit als prekäre Beschäftigungsform zu sprechen, halte ich ebenfalls nicht für angemessen. Zeitarbeit ist für die Beschäftigen eine Arbeit wie jede andere auch. Selbst im Punkt der vermeintlich geringeren Bezahlung zwischen Stamm-Mitarbeitern und Zeitarbeitnehmern wurde in der Vergangenheit durch zahlreiche Branchenzuschlagstarifverträge oder die Equal-Pay-Regelung nach 9 Monaten Einsatzzeit ein deutlicher Fortschritt erzielt.

Sehr häufig hören aus dem Umfeld der Werksverträge von menschenunwürdigen Arbeits- und Wohnbedingungen. Davon distanziere ich mich ausdrücklich.

Aber Zeitarbeit und Werkverträge unterscheiden sich eben fundamental. Er weiß nur nicht jeder, nicht einmal jeder Politiker.

Einstieg in die Arbeitswelt

Du hast eben über Kräfte mit Migrationshintergrund gesprochen. Nutzen sie die Zeitarbeit auch als Sprungbrett in die Arbeitswelt?

Selbstverständlich und ich finde, dass diese Kräfte auch gefördert werden müssen. Viele haben in Deutschland noch keine Erfahrung, sprechen nur gebrochen deutsch, dann finden sie bei uns trotzdem einen Job, der für ein regelmäßiges Gehalt sorgt und ihnen den Einstieg in die Berufswelt hier erleichtert.

Da sind richtig starke Leute dabei, die mit uns immer mehr ihre Fähigkeiten und Sprachkenntnisse ausbauen, um später dann auch eine Fachkraftposition einnehmen zu können. Jeder unserer Mitarbeiter kann von seinem Einsatzbetrieb später übernommen werden, wenn die Option dazu besteht. Wir stehen da niemandem im Weg. Sollte natürlich die Überlassungsdauer abgelaufen sein, dann wechseln unsere Mitarbeiter in einen anderen Betrieb. Aber sie bleiben in Arbeit und müssen sich nicht arbeitslos melden.

Für die Unternehmen wiederum ist das eine riesige Chance, neue Talente kennenzulernen und gleichzeitig dem Mitarbeiter- oder Fachkräftemangel zu umgehen. Denn wer gut engagiert ist, bekommt auch Chancen für die Weiterentwicklung.

Ausgehend von diesen Rahmenbedingungen haben wir unsere Teams mit nativen Speakern z.B. aus Russland, Polen oder Rumänien verstärkt.

at-work über die Zukunft der Zeitarbeit

Wie siehst du die Zukunft der Zeitarbeitsbranche? Gibt es bestimmte Trends oder Veränderungen, die du erwartest oder die du dir wünschen würdest?

Erstens: Zeitarbeit hat mehr Respekt verdient. Das habe ich ja soeben deutlich machen wollen.

Zweitens: Für fast alle Unternehmen ermöglicht Zeitarbeit eine personelle Flexibilität, um in wirtschaftlich immer unsicheren Zeiten eine feste Stammbelegschaft langfristig halten zu können. Je höher die Risiken, je unsicherer die (welt)wirtschaftliche Entwicklung, umso wichtiger ist es, personell flexibel aufgestellt zu sein.

Drittens: Zeitarbeit wird auch immer wichtiger bei der Besetzung langfristiger Vakanzen in Unternehmen. Wir sind Profis bei der Personalsuche, kennen alle modernen Instrumente der Rekrutierung und sind neuerdings auch im EU-Recruiting stark. Viele mittlere und kleine Unternehmen verfügen einfach nicht über dieses Know-How und unser über Jahre gewachsenes Netzwerk. Die Grenzen zwischen Zeitarbeit und Personalvermittlung werden da fließend.

Viertens: Zeitarbeit ist ein sehr wichtiges Instrument zur Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt. Wir kennen viele offene Stellen in der Region, wir sprechen die Sprache der Migranten und begleiten sie professionell im Onboarding-Prozess. Für uns gewinnt gerade zum jetzigen Zeitpunkt auch die aktive Ansprache von migrationswilligen Fachkräften im Ausland immer mehr an Bedeutung. Denn eines steht fest: Ohne Zuwanderung wäre die deutsche Wirtschaft schon längst nicht mehr lebensfähig und wird es in Zukunft auch nie wieder sein.

Ehrlichkeit und Transparenz

Auf jeden Fall. Christoph eine Frage zum Abschluss:  Was ist die wichtigste Botschaft, die du Unternehmen und Arbeitskräften mitgeben möchtest, die sich mit dem Thema Zeitarbeit noch nicht auskennen oder ihr skeptisch gegenüberstehen?

Sie sollten einfach auf uns zukommen und mit uns sprechen. Alle Bedenken lassen sich durch unsere Transparenz aushebeln. Jeder kann gern mit unseren Mitarbeitern sprechen, langjährige und solche, die eben erst angefangen haben, um sich selbst ein Bild von uns zu machen.

Wenn wir Zusagen machen, dann halten wir sie in jedem Falle ein. Durch die vielen zufriedenen Kunden und Mitarbeiter im Münsterland, aber auch in anderen Teilen Deutschlands haben wir bereits bewiesen, wie gut Zeitarbeit funktionieren kann und welche Chancen sie eröffnet. Und genau deswegen wird es Zeit, die Branche mehr zu respektieren und endlich mal zu zeigen, wie gut Zeitarbeit sein kann.

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