Interview
MediHelp Krankenfahrten GmbH Gründer Uwe Senkel im Interview: Krankentransporte neu gedacht
Krankenfahrten sind ein wichtiger Bestandteil unseres Gesundheitssystems, aber oft nehmen sie Patienten als unangenehme Erfahrung wahr. Uwe Senkel, der Gründer von MediHelp Krankenfahrten GmbH, hatte eine Vision: Den Transport von kranken Menschen verbessern durch eine ganzheitliche Herangehensweise.
Im exklusiven Interview mit Unternehmer Deutschlands spricht er über seine Erfahrungen und die Herausforderungen, die er bewältigen musste, um seine Vision Wahrheit werden zu lassen.
MediHelp Gründer Uwe Senkel im exklusiven Interview
Herr Senkel, herzlich willkommen bei Unternehmer Deutschlands! 2018 haben Sie die MediHelp Krankenfahrten GmbH gegründet. Wie kam es dazu?
Ich interessierte mich schon immer für den medizinischen und therapeutischen Bereich. Die Freude, anderen Menschen zu helfen, brachte mich zu dem Entschluss eine Ausbildung als Physiotherapeut zu beginnen. Ich wollte Menschen einfach helfen, wieder gesund zu werden und sich gut zu fühlen.
Da aber der Ausbildungsbeginn einige Monate in der Zukunft lag, nahm ich einen Job bei einem Krankenfahrdienst an, um ein wenig Geld zu verdienen. Ich sah es als perfekte Möglichkeit an, die freie Zeit effektiv zu nutzen, ohne auf soziale Interaktion zu verzichten.
Überraschenderweise fand ich großen Gefallen an meiner Aufgabe und setzte mich weiter damit auseinander. Bei genauem Hinsehen und Gesprächen mit den Kollegen kamen immer mehr Missstände zum Vorschein, die der Beruf verbarg.
Das begann mit dem „Abfrühstücken“ der Patienten. Wir waren immer gehetzt. Packten die Leute auf die Liege oder den Tragestuhl und luden sie förmlich wie ein Paket am Zielort ab. Keine Zeit für ein nettes Wort oder eine gute Unterhaltung, die gerade den älteren Menschen gutgetan hätte. Darüber hinaus spielte die Wertschätzung der Fahrer durch den Arbeitgeber eine wesentliche Rolle. Nicht nur das enge Zeitmanagement, sondern auch der respektvolle Umgang mit uns als Fahrer ließ des Öfteren zu wünschen übrig.
Mit jeder Erfahrung verstärkte sich in mir der Entschluss, all das besser zu machen. Mein Ziel: ein eigener Krankenfahrdienst mit einem ganzheitlichen Leistungsspektrum für Patienten und Mitarbeiter. Ich wollte eine Firmenphilosophie entwickeln, die für ein gutes Arbeitsklima sorgt und die Patienten respektvoll behandelt.
“Transporte waren teilweise eher ein “Abfrühstücken”.
Ein mutiger Schritt
Aber Sie waren doch damals noch sehr jung, wie ist es Ihnen gelungen, direkt MediHelp aufzubauen?
Zugegeben, ich war in meinen frühen Zwanzigern. Dennoch spielte das Alter für mich nie eine Rolle. Allerdings haben mich die Missstände nicht mehr in Ruhe gelassen und ich suchte das Gespräch mit einem engen Freund. Mit meinen bestehenden Plänen und klaren Ideen für die Firma haben wir zusammen die Umsetzung geplant. Und damit kam die große To-do-Liste.
Wir brauchten Transportfahrzeuge, die nicht nur für Sitzend-, sondern auch für Liegendfahrten ausgerichtet waren – im Klartext, wir benötigten mindestens zwei Fahrzeuge. Außerdem mussten wir ein Büro einrichten, einen passenden Namen für die Firma finden, Versicherungen abschließen und vor allem: Kunden gewinnen.
Obwohl es viel Arbeit erforderte, waren wir beide hochmotiviert und entschlossen, die Gründung anzustoßen. Also verzichtete ich auf meine Ausbildung und wir kratzten unser Erspartes zusammen. Heute sehe ich es als Segen, dass wir ein kleines Kapital hatten, das zumindest die ersten Fahrzeuge finanzierte.
Zum Glück kannte ich durch den Job zahlreiche Ansprechpartner, die uns beim Kauf und der Ausstattung der Wagen unterstützen. Mit einem behindertengerechten Fahrzeug ist es ja nicht getan. Du brauchst eine Transportliege, einen Rollstuhl, Erste-Hilfe-Sets und noch vieles mehr.
Kaum standen die ersten beiden Fahrzeuge auf dem Hof, ging es zur Kundenakquise. Damals noch über direkte und persönliche Ansprache vor Ort. Wir besuchten Pflegeheime und Kliniken, um unser Angebot vorzustellen. Das klappte nach etwas Übung so gut, dass wir uns anschließend ein hausgemachtes Problem geschaffen hatten. Massenhaft Aufträge, aber wir waren nur zwei Fahrer.
Klingt nach einem Start mit Hindernissen. Also haben Sie dann das Team erweitert?
Natürlich brauchten wir mehr Fahrer und Fahrzeuge. Glücklicherweise konnten wir neue Autos leasen, was uns finanziell entlastete. Doch ich erkannte schnell, dass ein größeres Team allein nicht die Lösung war. In meinem Enthusiasmus war ich der Überzeugung, dass die Organisation, Durchführung und die Unternehmensleitung locker zu schaffen waren. Die Realität belehrte mich eines Besseren.
Sieben Tage in der Woche waren mit Arbeit gefüllt. Fahrten erledigen, Neukunden annehmen und die unternehmerischen Verpflichtungen ließen mir kaum Luft zum Atmen. Und da rede ich noch nicht mal von den Zwischenfällen, die noch dazu kamen.
Von welchen Zwischenfällen reden wir da?
Das geht bei den kleinen „Pannen des Alltags“ schon los. Verspätete Ankunft beim Kunden, weil über Nacht eine Straße gesperrt wurde. Oder es ist schlicht und ergreifend Stau. Nichts Ungewöhnliches in einer Großstadt, aber am Anfang hatte ich das nicht so auf dem Schirm.
Dazu kamen die Autopannen: Ob geplatzte Reifen, Unfälle oder technische Defekte, sie sind Teil des Alltags eines jeden Fahrers. Wenn allerdings das Funktionieren der Autos der Schlüssel zum Geschäftserfolg ist, kann das ganz schön für Nervosität sorgen.
Das Hauptproblem lag nicht in den Autopannen, sondern in den langen Wartezeiten für Reparaturen und Inspektionen, was unsere Fahrtenplanung ins Straucheln brachte.
Und wie lösten Sie das Problem?
Zunächst stellten wir einen Telefonisten im Büro ein, der die Neukunden und alle Anfragen betreute. So konnten wir die Fahrten gründlich planen und die unterschiedlichen Routen genau überwachen.
Was das Werkstattproblem betrifft, war eigene Kreativität gefragt. Inzwischen befindet sich auf unserem Hof eine Werkstatt mit zwei Mitarbeitern, die von Reparaturen bis zur Inspektion alles zügig erledigen können. Ohne Wartezeiten.
MediHelp – eine Frage der Fairness
Wow, das bringt natürlich große Vorteile für Sie und Ihre Kunden. Welche Kunden kommen denn auf Sie zu?
Oh, wo soll ich das anfangen? Also zunächst natürlich Kliniken und Pflegeheime, die einen Transport für ihre Patienten brauchen. Entweder zu externen Untersuchungen oder als Rückverlegung. Dann haben wir viele private Kunden, vor allem ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind. Sie lassen sich zum Arzt bringen, zur Therapie oder auch nur zum Einkaufen. Wir besitzen eben die Ausstattung, um beispielsweise Menschen mit einem Rollator oder Rollstuhl problemlos aus ihrer Wohnung zu bringen und sie im Auto mitzunehmen. Bei einigen älteren Herrschaften ist es wohl eher das bessere Taxi. Sie reden mit unseren Fahrern, wir hören ihnen zu und bringen die nötige Ruhe mit. Denn unsere Kunden sind mehr als nur ein Termin. Diese Zeit nehmen wir uns gerne.
Und dann gibt es noch die Gruppentransporte. Da wir inzwischen auch behindertengerechte Fahrzeuge für mehrere Personen besitzen, ermöglichen wir Behindertenwerkstätten oder Schulen Ausflugsfahrten, die mit einem klassischen Reisebus gar nicht umsetzbar wären. So geben wir ihnen ein Stück Freiheit zurück.
“Wir behandeln alle fair und mit dem nötigen Respekt. Kunden wie Mitarbeiter.”
Ein großes Leistungsangebot für Ihre Kunden. Und wie steht es da um die Mitarbeiterzufriedenheit?
Unsere Mitarbeiter schätzen ihre Arbeit bei uns, da sie nicht mehr den zeitlichen Druck verspüren, den ich früher erfahren habe. Wir planen für jede Tour ausreichend Pufferzeiten ein und gewährleisten, dass jederzeit ein Teamkollege zur Verfügung steht, um bei Herausforderungen zu unterstützen.
Auch die Arbeitszeiten haben wir im Blick. Da unser Unternehmen von Montag bis Samstag, in Ausnahmefällen auch sonntags, tätig ist, bekommen die Mitarbeiter für ihre Work-Life-Balance jedes zweite Wochenende frei. Dafür erhalten wir bis jetzt nur positive Rückmeldung von unseren Fahrern.
„Bis jetzt“ ist das Stichwort für die abschließende Frage: Was sieht die Zukunft von MediHelp aus?
Wir planen den Aufbau weiterer Standorte im Ruhrgebiet und später vielleicht in weiteren Bundesländern.
Unabhängig davon, welche Veränderung kommt: Ich lege weiterhin alles in MediHelp, weil es mir wichtig ist, zu zeigen, dass auch Krankenfahrten von Menschen für Menschen da sind. Wir bieten nicht nur das Transportmittel, sondern eine ganzheitliche Dienstleistung, die unseren Kunden ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
